Jedes vierte Familienunternehmen plant angesichts der schlechten Konjunktur nach Verbandsangaben aktuell Stellenstreichungen. Ein Drittel der Unternehmen erwarte in einer aktuellen Branchenumfrage, dass sich die wirtschaftliche Lage für sie verschlechtere, sagte Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“, Marie-Christine Ostermann, der „Augsburger Allgemeinen“. „Ein Viertel der Unternehmen will Arbeitsplätze abbauen“, erklärte sie. „Die Lage ist wirklich sehr ernst, das zeigen unsere regelmäßigen Umfragen unter Familienunternehmern“, fügte sie hinzu.

Ein Grund sei die zunehmend schwierigeren Rahmenbedingungen im Inland, die auch zunehmend zu Verlagerungen von Investitionen ins Ausland führten. „Nur noch 25 Prozent der international tätigen Familienunternehmen ist bereit, in Deutschland zu investieren, weil die Standortbedingungen zu schlecht sind“, erklärte Ostermann. Sie warnte die Bedeutung der Probleme zu unterschätzen. „60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Familienunternehmen“, sagte sie. „Und zudem bilden die Familienunternehmen 80 Prozent aller Azubis aus.“

Ostermann forderte dringend Wirtschaftsreformen

Es sei richtig, dass der Bundesrat den Weg für Entlastungen frei gemacht habe. „Das von der Bundesregierung angepeilte Wachstumschancengesetz ist aber zu einem Mini-Wachstumschancengesetz verkommen“, kritisierte sie. „Das Gesetz kann nur der Beginn zu einer anderen Wirtschaftspolitik sein, denn das Gesetz allein wird noch keinen Wachstumsimpuls auslösen“, betonte. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und FDP-Finanzminister Christian Lindner müssten ihre Ankündigungen für eine Wirtschaftswende rasch in Gesetzesform gießen.

Die Verbandschefin ging zugleich hart mit dem Wirtschaftsminister ins Gericht: „Habeck ist ein überzeugter Klimaminister. Doch es hapert bei ihm am Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge.“ Die Wirtschaft ticke anders als der Grünen-Politiker und brauche Freiraum, um innovativ zu sein sowie verlässliche Rahmenbedingungen. „Subventionen und Regulierungen, wie sie Herr Habeck liebt, sind nicht verlässlich, sondern willkürlich“, kritisierte Ostermann. „Mit Habeck als Wirtschaftsminister kommen wir nicht aus der Krise“, betonte die Verbandsfunktionärin. „Wir nehmen Herrn Habeck an keiner einzigen für die Wirtschaft wichtigen Stelle wahr.“





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