Mit Christian Clavier kann eigentlich nichts schiefgehen. Spätestens seit „Monsieur Claude“ ist er als bürgerlicher Spießer aus der Provinz eine sichere Bank für Komödien. Tatsächlich legte Julien Hervés ironischer Blick auf das konfliktgeladene Zusammentreffen einer aristokratischen und einer aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Familie in Frankreich einen Traumstart hin. In den ersten zwei Wochen wollten eine Million Zuschauer wissen, wie sich Clavier als Bonvivant macht.

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Frédéric Bouvier-Sauvage (Clavier) ist stolz auf seinen adeligen Stammbaum und führt mit Gattin Catherine (Marianne Denicourt) ein luxuriöses Leben auf seinem herrschaftlichen Château zwischen Weinbergen in der Region Bordeaux. Nur dass seine geliebte Tochter Alice (Chloé Coulloud) ausgerechnet den Sohn eines Autohändlers heiraten will, gefällt ihm ganz und gar nicht.

Als die künftigen Brauteltern Gérard und Nicole Martin (Didier Bourdon und Sylvie Testud) zum Besuch anrücken, gibt‘s nach den ersten Höflichkeitsfloskeln Krach, überraschen die Verliebten die beiden Elternpaare doch mit einem originellen Geschenk: Für jeden haben sie einen heimlich erstellten DNA-Test, der mehr über ihre Abstammung verraten soll. Die Ergebnisse sind ein Stimmungskiller. Vor allem die Herren verlieren die Fassung und fallen übereinander her.

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Nur so viel: Beim blasierten Blaublüter scheint die Ahnengalerie doch nicht so toll gewesen zu sein, und der gewitzte „Prolet“ weiß plötzlich, warum er als Peugeot-Verkäufer ein Auge auf Mercedes hat: Da müssen irgendwann gentechnisch ein paar „Boches“ mitgemischt haben, hässliche Deutsche. Bei den Damen geht‘s auch rund. Warum, soll nicht verraten werden.

Hervé macht sich über nationale Vorurteile lustig und haut die Chauvinisten in die Pfanne, zeichnet offen Arroganz und Dünkel der Franzosen, egal wo sie auf der sozialen Leiter stehen – und auch ihre Identitätskrise, wenn ihre Vorstellungen mit der Wirklichkeit kollidieren.

Eine fette Portion Fett kriegen die Nachbarn auf der anderen Rheinseite ab: „Niemand will in Deutschland wohnen, nicht mal die Deutschen“. Da wird bei den Wortduellen auch mal der Humorhammer zum Rundumschlag gegen alles Fremde herausgeholt. Das mag sensible EU-Seelen erschrecken, entspricht aber wohl dem, was als Wahrheit nach ein oder zwei Gläschen „Vin Rouge“ politisch unkorrekt auf den Tisch kommt.

Die komödiantischen Schwergewichte Clavier und Bourdon, die auf der Bühne in „Ein Käfig voller Narren“ schon 2009 als Duo brillierten, schrappen souverän an der Karikatur vorbei. Bei ihrer ersten filmischen Zusammenarbeit setzen sie mit fiesen Sticheleien immer noch einen drauf. Oben gegen unten, adeliger Weinliebhaber gegen proletarischen Autoliebhaber, gesellschaftliche Polarisierung im Kleinen. Lachen mit ein bisschen schlechtem Gewissen ist schön.

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„Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“, Regie: Julien Hervé, mit Christian Clavier, Marianne Denicourt, Didier Bourdon, 92 Minuten, FSK 12



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