Rostock. Gefeiert von der Musikpresse, geliebt von den Fans, unterwegs in Europa: Coogans Bluff ist aktuell eine der spannendsten deutschen Rockbands – und gilt vielen als beste Liveband des Landes. Die OZ hat mit Schlagzeuger und Produzent Charlie Paschen gesprochen.
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Hallo Charlie, eure Tour zum neuen Album „Balada“ neigt sich dem Ende zu. Wie lief es bisher?
Super. Selbst in Städten, in denen wir bisher überhaupt nicht Fuß fassen konnten, etwa in Frankfurt, war die Stimmung gut. Auch in Holland waren die Konzerte ausverkauft.
Das neue Album wurde zuletzt in der „Visions“, einem der wichtigsten deutschen Musikmagazine, hoch gelobt. Merkt ihr, dass es gerade nach oben geht?
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Ja, auf jeden Fall. Bei den Konzerten waren immer zwischen 100 und 400 Leute. Das lief bei der letzten Tour noch anders.
Lohnt es sich inzwischen auch finanziell?
Nicht wirklich. Wir sind fünf Leute in der Band plus Produktionsleiter plus Tonmensch plus eigenes Auto. Es ist schon okay, wir können die Rechnungen für unsere Ausgaben zahlen, aber leben können wir davon nicht.
Ihr habt also alle noch andere Jobs, viele von euch auch Familie. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?
Das ist immer ein Kampf, ein ständiges Verhandeln, Ausloten und Aufeinanderzugehen.
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Gab es Momente, in denen ihr ans Aufhören gedacht habt?
Ja, nach der Tour 2022. Da steckte Corona noch allen in den Knochen und es waren wenige Leute bei den Konzerten. Da haben wir uns schon gefragt: Warum machen wir das überhaupt noch? Aber jetzt, mit dem neuen Album, hat es Peng gemacht. Jetzt ist wieder mehr Feuer und Interesse da.
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Die neue Platte bietet wieder einen Mix aus verschiedensten Stilen – von Psychodelic-Blues-Rock über 80er-Jahre-Tunes bis zu Kraut-Rock. Warum diese Bandbreite?
Wir haben verschiedene Musikgeschmäcker. Jeder bringt sich ein mit dem, was er gerade hört. Bei Clemens war es gerade New Wave. Das hört man auf der Platte. Zehnmal den gleichen Song auf das Album zu packen, fänden wir langweilig.
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Teilweise klingen die Songs wie eine Persiflage, etwa beim funkigen Titeltrack „Balada“. Macht ihr euch lustig über die Bands von früher?
Nein, machen wir nicht. Das haben die schon selber geschafft. Aber wir sind auch keine bierernste Band. Wir versuchen oft, ein Augenzwinkern mit drin zu haben.
Wie blickt ihr auf andere Künstler aus MV? Feine Sahne Fischfilet etwa spielen im Ostseestadion und hängen mit Campino ab. Ist das ein Ziel, irgendwann so groß zu werden?
Dazu müssten wir unseren Musikstil drastisch ändern. Klar ist auch immer ein bisschen Neid dabei, aber dann überlege ich: Möchte ich in einer Punkrock-Band spielen? Nö. Coogans Bluff ist eine riesige Spielwiese, auf der sich jeder austoben kann. Es reicht mir, wenn 100 Leute im Publikum richtig on fire sind.
Viele Musiker beziehen in ihren Songs auch politisch Stellung, schreiben Anti-AfD-Songs. In euren Liedern geht es dagegen eher um das Zwischenmenschliche. Ist euch Politik egal?
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Wir sind auf jeden Fall politisch, reden viel über Politik im Tourbus. Aber wir tragen das nicht in unsere Texte. Es würde nicht zur Musik passen und sich sehr gezwungen anfühlen. Wir sind keine Parolenband. Wir versuchen lieber in unseren Videos ein paar Botschaften zu platzieren, wie wir zu Prolls oder Aluhut-Trägern stehen.
Ihr probt inzwischen seit vielen Jahren in Berlin. Seht ihr euch eigentlich noch als Band aus Rostock?
Klar, das sind unsere Wurzeln, das bekommst du nicht raus. Clemens, Willi und ich sind hier sozialisiert worden mit Musik. Und man hört schon auf zwei Kilometer, woher wir kommen. Auch diese leicht schnoddrige, leicht ruppige Art ist typisch Rostock. Konzerte hier sind immer etwas Besonderes.
OZ