Bad Segeberg. Über die Vorhaben von Verbandsvorsteher Peter Axmann und seinen Mitstreitern an der Spitze des Wege-Zweckverbandes (WZV) wird gerne der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Erst recht, wenn es sich um drohende Ausgaben von mehr als 40 Millionen Euro für Investitionsmaßnahmen des WZV handelt.

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In der Verbandsversammlung des WZV am Dienstag wurden die Beratungen darüber, wo und wie der Bau einer Vergärungsanlage für den Segeberger Bioabfall sinnvoll wäre, unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. In einem Änderungsantrag gab es nun ein klares Votum der Versammlung gegen den Standort Tensfeld/Damsdorf, erfuhren die LN.   

Medienvertreter mussten bei diesem Thema vorab den Sitzungssaal in Hamdorf verlassen. Üblich ist, dass dann nach der nichtöffentlichen Sitzung die Beschlüsse mitgeteilt werden. Aber dazu wollte der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Ralf Martens, am Mittwoch auf LN-Anfrage nur bestätigen, dass es einen Beschluss gegeben habe. Aber nicht was für einen. Das alles sei geheim. Martens dürfe der Öffentlichkeit nichts zum Inhalt der Entscheidung mitteilen.

Der Vorsitzende der WZV-Verbandsversammlung Ralf Martens (hier in seiner Funktion als Bürgermeister von Ellerau) mochte den Inhalt des Beschlusses öffentlich bekanntgeben.

Der Vorsitzende der WZV-Verbandsversammlung Ralf Martens (hier in seiner Funktion als Bürgermeister von Ellerau) mochte den Inhalt des Beschlusses öffentlich bekanntgeben.

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Warum die Heimlichtuerei? Tatsächlich dürfte die – nach LN-Informationen – mit großer Mehrheit in der Verbandsversammlung getroffene Entscheidung die Geschäftsführung beim WZV wurmen. Denn die Delegierten, Bürgermeister und Gemeindevertreter sollen in der Versammlung mit deutlicher Mehrheit gegen ein auch von Gutachtern bemängeltes Vorhaben an der Deponie Damsdorf/Tensfeld gestimmt haben.

Die Befürchtung ist klar: Die Errichtung einer teuren Biogasanlage könnte zu einer kräftigen Erhöhung der im Kreis ohnehin hohen Müllgebühren führen, wenn der WZV plötzlich ohne Partner bei dem Vorhaben dastünde. Die Versammlung stimmte so gegen mögliche „finanzielle Abenteuer“ der WZV-Führung, die zuletzt schon wegen Pannen bei der Abrechnung der Müllgebühren in die Kritik geraten war.

Für WZV-Verbandsvorsteher Peter Axmann wäre der Standort Damsdorf/Tensfeld an der Deponie für einen Vergärungsanlage ideal. Doch dagegen stimmte jetzt mehrheitlich die WZV-Versammlung.

Für WZV-Verbandsvorsteher Peter Axmann wäre der Standort Damsdorf/Tensfeld an der Deponie für einen Vergärungsanlage ideal. Doch dagegen stimmte jetzt mehrheitlich die WZV-Versammlung.

Noch arbeitet der WZV mit den Stadtwerken Neumünster und dem Kreis Plön in der Bioabfallverwertungsgesellschaft (BAV) zusammen. Nun soll alternativ auch noch eine Kooperation mit den Entsorgungsbetrieben Lübeck geprüft werden.

Lange Wege für den Biomüll drohen

Dem Vernehmen nach sind das die Alternativen: In Neumünster müsste eine neue Vergärungsanlage gebaut werden, um Biogas aus Biomüll zu gewinnen, in Lübeck könnte sich Segeberg einer schon bestehenden, erprobten Biogasanlage anschließen. Dort werden schon jetzt laut Homepage der Lübecker Entsorgungsbetriebe vier Millionen Kubikmeter Biogas jährlich erzeugt. Für den Kreis Segeberg müsste die bestehende Anlage nicht einmal erweitert werden, erfuhren die LN.

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Nachteil bei dem Modell Lübeck: Die langen Wege der Müllfahrzeuge mit dem Biomüll. Im Kreis Segeberg sollen ohne Norderstedt etwa 24.000 Tonnen Biobabfall jährlich anfallen. Der Standort Neumünster wäre hier von der Lage nahe dem Westkreis wesentlich günstiger. Jetzt sollen Experten hier Vergleichswerte ermitteln.

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Gegenwind für die WZV-Führung gibt es offenbar auch von den Gemeinden im Nordost-Kreis. So soll in der WZV-Versammlung Damsdorfs Bürgermeister Gert Jürgens klare und bewegende Worte gegen eine weitere Anlage am Standort gefunden haben. Damsdorf leide seit Jahrzehnten unter den Folgen der nahen Mülldeponie. Jetzt dürfe dort nicht auch noch eine große Biogasanlage entstehen.

Auch die Kreispolitiker sind skeptisch gegenüber dem Bau einer Anlage gegenüber dem Deponiegelände an der L 69, dort befindet sich ein kreiseigenes Grundstück. Die Politiker befürchten, dass sich der WZV an der teuren Anlage überheben könnte. Die Zeche müssten die Gebührenzahler tragen, wenn sich der WZV verkalkuliert. Dieses Risiko wollen die Gemeinden ihren Bürgern nicht zumuten.

LN



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