Sollen wir es vorwegnehmen? Die SPD habe keine „keine nachhaltigen Thesen“, resümiert zum Ende der Talkshow „Caren Miosga“ der Wirtschaftsexperte Moritz Schularick. Der Mann ist Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Er macht damit so ziemlich alles zunichte, was der Chef der Sozialdemokraten davor gesagt hat. Lars Klingbeil ist an sich ein sympathischer Mann. Er scheint nur in der falschen Partei zu sein. Alles, was er am Sonntagabend im Ersten verteidigen soll, klingt bemüht. Mehr Kling als Beil. Hat er Antworten auf den Sendetitel „Wofür braucht es die SPD noch, Herr Klingbeil?“? Hat er nicht. Es fragt Caren Miosga, sehr in Grün gekleidet, ob der SPD-Chef nicht lieber auf sein jüngeres Ich hätte hören müssen. Denn als Praktikant in der Politik hat Klingbeil befunden: „Bloß nicht in die Politik gehen!“

Ist die SPD jetzt die neue Friedenspartei?

Was sagt er dazu, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich gerade im Bundestag getönt hat, man müsse darüber nachdenken, den Krieg Russlands gegen die Ukraine „einzufrieren“? Man sieht im Einspieler, wie Klingbeil applaudiert. Annalena Baerboch hat nicht geklatscht, sondern den Kopf geschüttelt. Er müht sich bei „Caren Miosga“, dieser sympathische Lars Klingbeil. „Ich mache mir den Satz zu eigen, dass man darüber debattieren kann, wie man einen Krieg beenden kann.“ Caren Miosga bohrt weiter. Wenn Klingbeil sie in ihren Fragen stoppt, sagt sie deutlich: „Lassen Sie mich ausreden!“ Doch dann sagt er wieder: „Eine Debatte darüber, wie man Frieden erreichen kann, ist legitim.“

Klug, hartnäckig, investigativ – es gibt derzeit keine Bessere im TV-Talk

Sei die SPD jetzt die neue Friedenspartei,? möchte die Moderatorin wissen. „Versuchen Sie jetzt auch, gute Stimmung im Osten zu machen?“ Dort, wo die AfD für einen sofortigen Stopp des Krieges fordert und Verhandlungen mit Putin sich wünscht. „Olaf Scholz entscheidet nicht danach, ob irgendwo Wahlen sind.“ Caren Miosga lässt das nicht so stehen: „Sie werden mir die wahre Begründung nicht sagen.“ Stark ist, wie die Moderatorin ihre gleichnamige Sendung führt. Klug, hartnäckig, investigativ – es gibt derzeit keine Bessere im TV-Talk. Und keinen Besseren, das nur, um auch die Männer mitzunehmen. Alle anderen sind längst in ihrer eitlen Ego-Falle gefangen.

Beruhigungspille des Kanzlers? „Die wirkt nicht mehr!“

Lars Klingbeil versucht, alles und alle irgendwie mitzunehmen: „Ich habe selbst zu Friedrich Merz ein vernünftiges Verhältnis.“ Schön. Immerhin hat er erkannt: „Die Union hat mit der AfD nichts zu tun.“  Es sind noch zwei weitere Gäste dabei. Helene Bubrowski, stellvertretende Chefredakteurin „Table.Briefings“, befindet: „Die Beruhigungspille des Kanzlers wirkt nicht mehr!“ Dazu kommt eine Umfrage. 76 Prozent der Deutschen sind unzufrieden mit der Arbeit des Kanzlers. Das ist deutlich. Wirtschaftsexperte Moritz Schularick warnt: „Es ist das fünfte Jahr, in dem wir nicht mehr wachsen.“ Und, auch das: „Aufbruch? Es ist das ist das Gegenteil, was wir erleben.“

Nicht allein? Ganz sicher

„You’ll never walk alone”, dieser mantramäßig wiederholte Satz des Kanzlers amüsiert die Moderatorin. „Wer schreibt ihm das in die Reden? Das ist ja nicht glaubwürdig, oder?“ Es geht um die Sicherheit der Renten. Schon jetzt pumpt der Staat jährlich mehr als 100 Milliarden ins System. Lars Klingbeil versucht sich an einer Verteidigung. Es kommt zu einem krassen, einem peinlichen Moment. Alle am Tisch lachen den SPD-Chef Lars Klingbeil aus. Es sieht nicht gut aus für die Sozialdemokraten. Aber es sieht ohnehin nicht gut aus für Deutschland derzeit mit dieser verrückten Regierung. „You’ll never walk alone”? Das Alleinsein in vielen Belangen ist schon jetzt klar. Es reicht eben nicht, eine Fußball-Hymne zu zitieren.





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