Putin hat
gewählt. Er hat die Beamten eingesetzt, die diese
Dreitagesabstimmung inszeniert haben, die Gouverneure, die ihm eine Wahlbeteiligung
von deutlich über 70 Prozent beschafft haben, die Propagandisten, die jetzt
jubeln. Und er hat sich sein Volk gewählt. Die Russinnen und Russen haben ihn nicht
enttäuscht und ihn angeblich mit einer überwältigenden Mehrheit zum fünften Mal
zum Präsidenten gewählt.

Wladimir Putin
tut so, als stünde Russland am Beginn von etwas Neuem: der “konsolidierten
Gesellschaft” des Volkes mit ihm als Herrscher an der Spitze. Aus der Sicht derer, die wirklich für ihn gestimmt haben, ist es aber einfach nur Kontinuität, eben das
Altbekannte, das sie wiedergewählt haben. Sie wollten keinen Wechsel, keine beunruhigende Veränderung. Wäre ein anderer als Putin Präsident, hätten sie wahrscheinlich einfach für den
gestimmt. Wählen kann wie eine Schlaftablette wirken. Tatsächlich aber haben
die russischen Bürger das große Unbekannte gewählt. Denn Putin geht mit einem ebenso megalomanischen
wie unübersichtlichen Projekt in seine Alterspräsidentschaft, dem großen
finalen Kampf gegen den Westen, dessen Dominanz er nach 600 Jahren endlich
beenden will. Das wird das russische Volk noch schwer durchschütteln. Aber erst
später, das ist wichtig.



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