Tesla macht vor allem mit seinem Werk in Grünheide Schlagzeilen. Dort setzt der E-Autobauer seine Fahrzeuge zusammen. Wie klimafreundlich sind sie?

Elektroautos auf dem Fließband der Tesla-Fabrik in Grünheide

In Grünheide kommen nur große Stromfresser vom Band Foto: Patrick Pleul/reuters

BERLIN taz | E-Autos von Tesla hätten zwar einen grünen Anstrich. Die Klimakrise könnten sie aber nicht lösen, sagt Lou Winters. Mit dem Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ protestiert die Aktivistin gegen die Pläne des E-Autobauers aus den USA, seine „Gigafactory“ im brandenburgischen Grünheide auszubauen. Statt Elektro-SUVs könne Tesla E-Busse für den Nahverkehr produzieren, schlägt Winters vor.

Im Verkehr in Deutschland wurden vergangenes Jahr weniger Kohlenstoffdioxid und andere Treibhausgase ausgestoßen als noch 2022. Trotzdem entstanden dort weit mehr Emissionen, als das Klimaschutzgesetz vorgibt. „Der Verkehrssektor bleibt weiter ein großes Sorgenkind“, sagt Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), das die Emissionszahlen herausgegeben hat. „Hier muss dringend mehr passieren – etwa durch den Ausbau der Elektromobilität“, fordert Messner.

Auch Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser sagt: Unter anderem der „lahmende Umstieg aufs E-Auto“ müsse angetrieben werden. Wenn der Verkehr klimafreundlicher werden soll, braucht es mehr E-Autos, scheinen sich Ex­per­t:in­nen einig zu sein. Also auch mehr Teslas?

Dass E-Autos insgesamt klimafreundlicher sind als Verbrenner, haben mehrere Studien ergeben. In die Herstellung einer Batterie für ein rein elektrisches Fahrzeuges fließen jedoch viel Strom und Ressourcen, es entstehen Emissionen von CO2-Äquivalenten.

CO2-Amortisation ab 45.000 bis 60.000 Kilometer

Der ADAC hat am Beispiel eines Elektroautos und eines Verbrenners der Golfklasse errechnet, dass das „Elektroauto seine Vorteile nach circa 45.000 bis 60.000 Kilometern ausspielen“ kann. So steht es in einer Treibhausgasbilanz, die der Automobilclub 2022 für verschiedene Antriebsarten herausgegeben hat. „Die aufwendigere Produktion der Batterien, die einen größeren ‚Treibhausgas-Rucksack‘ mit sich bringt, kann über die Zeit der Fahrzeugnutzung somit relativ schnell amortisiert werden“, heißt es beim ADAC weiter.

Bis zu 60.000 Kilometer seien es jedoch nur, wenn E-Autos bis 2037 mit dem aktuellen deutschen Strommix aufgeladen werden. Je höher der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix hierzulande in Zukunft ist, desto besser ist die Klimabilanz elektrischer Fahrzeuge: „Bei Nutzung von regenerativem Strom erfolgt die Amortisation bereits nach circa 25.000 bis 30.000 Kilometern gegenüber Benziner bzw. Diesel“, so die Bilanz des ADAC.

Selbst das kleinste Tesla-Modell ist ein SUV. Es wiegt rund 200 Kilogramm mehr als der E-Golf, von dem der Automobilclub ausgeht. „Je schwerer das Auto ist, umso größer ist der Stromverbrauch“, sagte Sven Bauer, Chef des Batterieherstellers BMZ, der ARD. Und: Je leistungsstärker die Batterie eines E-Autos ist, desto mehr Emissionen entstehen bei ihrer Produktion.

Große Batterien verbrauchen mehr CO2

Eine Studie der Technischen Universität Eindhoven aus dem Jahr 2020 ergab für E-Autos im Allgemeinen, dass durchschnittlich 75 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde Batterieleistung bei der Herstellung entstehen – zum Beispiel beim Abbau seltener Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt, die für die Batterieproduktion gebraucht werden.

Dazu, wie viel Treibhausgas bei der Herstellung einer Tesla-Batterie ausgestoßen wird, macht der Konzern keine offiziellen Angaben. Die Akkus in Tesla-Autos haben eine Kapazität von rund 75 Kilowattstunden im Durchschnitt, während etwa der E-Golf bei 55 Kilowattstunden liegt. Sein Treibhausgas-Rucksack aus der Batterieherstellung ist nach der Logik der TU Eindhoven also deutlich kleiner als der eines Teslas.

„Elektro-SUV sind zwar im Betrieb CO2-neutral“, teilte Greenpeace im November 2023 mit, „verbrauchen aber mehr erneuerbare Energien und benötigen zur Herstellung mehr Rohstoffe und Energie als kleinere Elek­troautos mit aerodynamischer Form.“ Elektrische und Verbrenner-SUVs brauchen zudem mehr Platz beim Parken und Fahren auf Straßen, auf denen ohnehin zu viele Autos unterwegs seien, wie das UBA betont.

Auch Friederike Piper, Referentin für E-Mobilität bei Transport & Environment Deutschland (T&E), fordert: „Wir sollten die Autohersteller dazu verpflichten, endlich ressourcenschonende vollelektrische Fahrzeuge anzubieten.“ Diese müssten gleichzeitig „erschwinglicher als die überdimensionierten SUVs heute“ sein.

Auch Baby-Tesla wird ein SUV

Tesla plant, ein kleineres, weniger teures Modell, auch „Baby-Tesla“ genannt, für rund 23.000 Euro auf den Markt zu bringen. Tesla-Chef Elon Musk kündigte im November des vergangenen Jahres an, dass die Produktion Mitte 2025 starten soll. Allerdings: Auch dieser sogenannte Baby-Tesla ist ein SUV.



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