Wittenborn. Im April geht es los, es wird geöffnet. Wittenborns neues Eventhaus, eine Remise mit historischem Charme, ist fertig. „Häuserretter“ Carsten Lange – er hat schon viele alte Bauten vor dem Abriss bewahrt – und seine Söhne habe ihr Meisterstück abgeliefert. Eine Kate, vielleicht 200 Jahre alt, die extrem baufällig war, wurde zu einem Schmuckstück saniert und gleichzeitig energetisch auf den neuesten Strand gebracht.

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Von April an möchte eine Bäckerin frische Brötchen und Brot anbieten, das Café in bester Lage, nahe der B 206, wird zum Rast- und Ruhepunkt. Viele sind schon mächtig neugierig, was aus dem alten Gemäuer geworden ist. Es gebe schon zehn Anmeldungen für Familienfeste, Konfirmationen, Hochzeiten und Tagungen in der Remise, berichtet Carsten Lange.

„Das scheint zu funktionieren. Die Leute haben großes Interesse, die Remise wird mit ihrer Größe und ihrem besonderen Ambiente in eine Lücke stoßen“, sagt Lange. Zwischen die alten Holzständer, die nicht nur Deko sind, sondern die ganze Statik der Remise tragen, passen etwa 100 Gäste.

Remise Wittenborn: Klimafreundliches Fachwerkhaus mit Wärmepumpe

Weit mehr als eine Million Euro hat die Wiederbelebung und der Erhalt des historischen Hauses gekostet. „Ein Liebhaberobjekt“ sei es, lassen Carsten Lange und Sohn Stefan durchblicken. „Es ist teurer geworden als alles andere, was wir bislang gebaut haben“, erzählen sie. Das Fachwerk musste teilweise erneuert werden, die Holzschwellen. Der alte Klinker aus dem Fachwerk des nicht denkmalgeschützten Hauses wurde aufgearbeitet und neu eingesetzt.

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Zur Vermeidung von Energiekosten ist das ehemals zugige Gemäuer nun klimafreundlich zum KfW-Effizienzhaus 55 entwickelt worden – mit Wärmepumpe, Lüftungsanlage und Wärmerückgewinnung. Auch das zeigt, dass sich der Erhalt von alter Bausubstanz und klimafreundliches Bauen nicht ausschließen. Allein sechs Hotelzimmer und ein Apartment sind im Obergeschoss der Remise entstanden. Wer hier feiert, kann auch gleich einige seiner Gäste unterbringen.

Wittenborns neues Dorfzentrum: Vorne steht die fertiggestellte Remise mit dem Anbau, im hinteren Bereich entsteht das Wittenborner Zentrum, ehemals „Stuts Gasthof“, der gerade komplett saniert wird.

Wittenborns neues Dorfzentrum: Vorne steht die fertiggestellte Remise mit dem Anbau, im hinteren Bereich entsteht das Wittenborner Zentrum, ehemals „Stuts Gasthof“, der gerade komplett saniert wird.

Trotz des Aufwandes und der hohen Kosten: Vater und Sohn Lange sind stolz auf ihr Objekt. Sie möchten damit einen Beitrag zur Belebung des Dorfmittelpunktes in ihrer alten Heimat setzen. Denn die Remise soll Bestandteil des neuen Zentrums von Wittenborn werden, welches von der Gemeinde am alten Landgasthof konzipiert wird.

„Stuts Gasthof“ soll einen Biergarten bekommen

Nahe der Remise, im ehemaligen „Stuts Gasthof“, sind die Handwerker am Werkeln. Hier wird ein Saal für fast 150 Leute hergerichtet. Eine große Küche schließt sich an. Ein Biergarten ist geplant. Allein die Lüftungslage für das Objekt soll 130.000 Euro gekostet haben. Alles sei top isoliert, mit Wärmepumpe und Photovoltaik ausgestattet.

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Sorgen über hohe Energiekosten dürfte der künftige Gastronom nicht haben. Denn die Nebenkosten würden vergleichsweise gering sein, versichern Carsten Lange und Sohn Stefan. Trotzdem suchen sie als Verwalter der Gemeinde-Immobilie schon länger fieberhaft nach einem Wirt, der etwas Neues aufbauen möchte. Neben der Gastronomie gilt es auch, zwölf Hotelzimmer zu bewirtschaften.

Wittenborn: Alte Kate wird zum Eventhaus

Die historische Remise Wittenborn ist fertig. Carsten Lange und seine Söhne haben aus dem 200 Jahre alten Schuppen ein Schmuckstück gemacht.

Eine Landärztin kommt nach Wittenborn

Die Gastwirtschaft wird der Kern im neuen Ortszentrum. Und wenn Gesellschaften in der benachbarten Remise feiern, soll von hier auch das Essen geliefert werden.

Damit nicht genug. Bestandteil des Ortszentrums ist nicht nur die Tagespflege, sondern auch eine Arztpraxis, die im Sommer öffnen soll. „Wir haben es geschafft, eine Ärztin aufs Land zu bekommen“, Carsten und Stefan Lange freuen sich. „Mit der Tagespflege zusammen haben wir fast ein Gesundheitszentrum im Ort.“

Aber die Seele des neuen Dorfzentrums ist die alte Remise: Man möchte die alten erhaltenen Balken in der Remise berühren, ja streicheln. In der Kate – um 1900 noch reetgedeckt – wurden Kälber gehalten, später Getreide gelagert. Auf dem Dachboden lebten Knechte in Kammern. Direkt an der alten Landstraße gelegen, bevor die B 206 gebaut wurde, war hier auch die Durchgangsstation „Utspann“ für Pferdefuhrwerke.

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Die frischsanierte Remise von Wittenborn: Hier sollen ab April die Feste starten. Auch eine Bäckerin will hier frische Brötchen anbieten.

Die frischsanierte Remise von Wittenborn: Hier sollen ab April die Feste starten. Auch eine Bäckerin will hier frische Brötchen anbieten.

Unten im neuen hellen Saal soll ab April Bäckerin Nadine Bruhn einziehen, die in ihrer Backstube in Wahlstedt leckere Brote backt. Erst will sie ein paar Stunden täglich verkaufen, mit Hoffnung auf mehr. So hat Wittenborn auch wieder ein Backgeschäft, schwärmen Carsten und Stefan Lange. Sie sind davon überzeugt, dass sich hier auch ein großes Café lohnen würde.

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Zusätzlich gibt es in der Remise eine Küche, die auch für das Catering genutzt werden kann. Dazu unter anderem eine barrierefreie Toilette. Und vor allem erwartet den Gast erstaunlich viel Licht, das man in einem alten Fachwerkhaus sonst gar nicht erwarten würde.

Carsten und Stefan Lange sehen sich fast am Ziel ihrer Wünsche: „Wir wollen den Kern von Wittenborn wiederherstellen und so auch beispielhaft gegen das Sterben der Dörfer angehen.“   

LN



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