Ich schreibe die ersten Zeilen dieses Texts neben dem Grab, in das eines möglichst fernen Tages meine Asche versenkt werden wird. Bisschen pathetisch vielleicht, so mit dem Laptop auf einer Bank zu sitzen und über sein eigenes Grab zu schreiben. Kommt davon, wenn man als Kind in einen Topf mit Smiths-Songs gefallen ist. “A dreaded sunny day, so I meet you at the cemetry gates.” Schopenhauer and Adorno are on my side.
Seit September bin ich Patin eines Grabs auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Die Vereinbarung mit dem städtischen Grünflächenamt verpflichtet mich dazu, die Grabstätte “einschließlich der denkmalwerten baulichen und gärtnerischen Anlagen zu restaurieren und instand zu halten”. Heißt: Es handelt sich um ein altes Grab mir fremder Menschen, für das in Zukunft ich zuständig sein werde. Ich muss dafür sorgen, dass der Stein nicht umfällt oder von Efeu überwuchert wird, und ich muss irgendwas pflanzen, das nicht zwingend gut aussehen, aber zumindest gestalterischen Willen erkennen lassen muss.