Kairo. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sind nach Angaben Ägyptens festgefahren. Knackpunkt sei die Forderung der militant-islamistischen Hamas, die Schritte bis zu einem Ende des Krieges festlegen wolle, sagten zwei ägyptische Regierungsvertreter am Donnerstag. Israel wolle dagegen nur ein begrenztes Abkommen. Unterhändler versuchten, beide Seiten zu einem Einlenken zu bewegen.

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Die Hamas erklärte, ihre Delegation habe Kairo verlassen. Weiter verhandelt werden solle in der kommenden Woche. Hamas-Sprecher Dschihad Taha sagte, Israel wolle sich nicht auf eine Waffenruhe festlegen lassen und weigere sich, „Garantien für die Rückkehr der Vertriebenen und den Rückzug aus den Gebieten, in die es eingedrungen ist, zu geben“. Israel äußerte sich zunächst nicht.

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Hamas fordert dauerhaften Waffenstillstand

Die Entwicklungen sprachen indes dagegen, dass ein Abkommen noch vor dem für Sonntag erwarteten Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan zustande kommt – wenngleich die ägyptischen Regierungsvertreter dies nicht ausschließen wollten. Ägypten, die USA und Katar versuchen seit Wochen, eine sechswöchige Waffenruhe zu vermitteln, während der 40 von der Hamas in den Gazastreifen entführte Israelis im Austausch gegen in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden sollen.

Von ägyptischer Seite hieß es, die Hamas habe sich für eine erste Phase mit den wichtigsten Bedingungen einverstanden erklärt, fordere jedoch Verpflichtungen in Richtung eines dauerhaften Waffenstillstands. Israel wolle sich auf ein begrenztes Abkommen beschränken. Beide Regierungsvertreter sagten, die Vermittler drängten die beteiligten Parteien dazu, ihre Forderungen abzumildern.

Die Hamas hält Schätzungen zufolge noch etwa 100 am 7. Oktober verschleppte Israelis fest sowie die Leichen von rund 30 anderen. Sie hat angekündigt, alle Geiseln erst freizulassen, wenn Israel den Krieg beendet und zudem führende Extremisten freilässt. Israel hat das ausgeschlossen und angekündigt, nach einer Waffenruhe weiterzukämpfen, bis die Hamas vernichtet ist.

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Geiseln als Druckmittel

Es wird vermutet, dass die Hamas die Geiseln tief in ihrem Tunnelnetzwerk festhält, wo Rettungseinsätze praktisch unmöglich wären. Die Verschleppten dienen nach dieser Auffassung als menschliche Schutzschilde für Hamas-Führer, die hoffen, sie als Druckmittel für ein Ende des Krieges zu ihren Bedingungen nutzen zu können.

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Für Israel ist das ein Dilemma: Entweder kann es versuchen, die Hamas zu vernichten, was für die Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten werden, den fast sicheren Tod bedeuten würde – oder sie kann ein Abkommen aushandeln, das der Hamas einen Erfolg ermöglichen würde.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat öffentlich ausgeschlossen, die Forderungen der Hamas zu erfüllen. Israel werde die Offensive im Gazastreifen nach einer Waffenruhe wieder aufnehmen, sie auf die von palästinensischen Binnenflüchtlingen überrannte Stadt Rafah ausweiten und bis zum „vollständigen Sieg“ weiterkämpfen, hat er erklärt. Militärischer Druck werde dazu beitragen, die Freilassung der Geiseln zu erreichen.

RND/AP



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