München – Der Buchstabe “B”, umgeben von einem Kreis, ist das bekannte Logo von Bogner: Die Münchner Traditionsmarke existiert seit 1932. Das exklusive Mode-Unternehmen gilt als Pionier der Luxus-Sport-Mode. Showrooms des teuren Labels gibt es in Amsterdam, New York oder Salzburg.
Doch nun soll das bekannte Bogner-Haus in der Residenzstraße 15 abgebrochen werden. Es besteht aus einem Vorderhaus aus den 50er Jahren. Dahinter gibt es einen rund 100 Quadratmeter großen Innenhof, der theoretisch bebaut werden könnte. Sowie ein niedriges Hinterhaus mit Dachterrasse. An der Stelle des Gebäudes möchte der Eigentümer, die Holler Stiftung München, einen Neubau errichten. Denn: Unter Denkmalschutz steht das Bogner-Haus nicht – im Gegensatz zu den Nachbarhäusern in der Altstadt. Die Residenzstraße gilt als Prachtstraße, mit Fassaden aus der Zeit von 1870.
Residenzstraße in München: Zieht Bogner später wieder ein?
Das Schaufenster von Bogner-Damenmoden ist aktuell frühlingshaft dekoriert. Es zeigt eine wattierte helle Weste für 450 Euro, und Sneaker für 350 Euro. Die Mitarbeiter geben keinen Kommentar zur Zukunft des Geschäfts ab. Bogner ist nur Mieter in dem eleganten Laden, genau gegenüber vom Residenztheater und der Oper am Max-Joseph-Platz. Zieht Bogner während der Bauzeit vorübergehend weg – und zieht dann wieder ein? Diese Frage möchte das Münchner Traditionsunternehmen der AZ nicht beantworten. Von einem Abriss wären ebenfalls die Frauenarztpraxis an der Oper, ein Internist und etliche Büros im Haus betroffen.
Im Trachtenladen Gössl, links von Bogner, klagen die Mitarbeiterinnen bereits jetzt über “Einschränkungen” durch den schwarzen Bauzaun, der am Max-Joseph-Platz die Tiefgaragen-Baustelle schützt. Der Fluss der Touristen und Passanten werde durch diese Baustelle unterbrochen. Und die Geschäfte in der Residenzstraßen-Zeile seien weniger sichtbar.
“Wenn das Bogner-Haus noch abgerissen werden würde, das wäre schon krass. Allein wegen der Erschütterung. Diese Häuser hängen alle zusammen. Wir merken jetzt schon die Vibrationen der U-Bahn”, sagt eine Mitarbeiterin des Salzburger Dirndlgeschäfts. Im Laden sind neueste Dirndl-Modelle in rosé und grün ausgestellt. Die Vitrinen leuchten auch hier in Frühlingsfarben.
Der Nachbar von Bogner ist die renommierte Maßschneiderei Max Dietl
Vom Odeonsplatz bis zum Nationaltheater reicht die kleine Residenzstraße, mit den Münchner Sehenswürdigkeiten Residenz, Feldherrnhalle, Residenztheater, Nationaltheater und die alte Post. Der renommierte Nachbar rechts von Bogner, die Maßschneiderei Max Dietl, hat die Hausnummer 16. Die Maßschneiderei residiert in einem Gebäude aus der Neurenaissance von 1870, mit einer üppigen Fassade. Das Gebäude hat sogar noch einen älteren Kern, heißt es in der Beschreibung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege über das Denkmal.
Die Glastür geht auf – und den Besucher empfängt ein heller Raum mit Marmorboden und Kristalllüstern an der Decke. Geschäftsinhaber Max Dietl (59) erzählt, dass er ein sehr gutes Verhältnis mit den Nachbarn pflegt. Er äußert sich jedoch ernsthaft besorgt, wenn der Eigentümer der Residenzstraße 15, eine Abbruchgenehmigung von der Stadt erhält. “Unsere Häuserzeile ist sehr fragil. Das ist wie bei einem Kartenhaus. Wenn ich eine Karte herausziehe, kann es Probleme mit der Statik geben.” Max Dietl befürchtet “viele Risse in unserer Bausubstanz”. Der Ladeninhaber in zweiter Generation stellt ganz klar: “Der Abbruch mit dem Neubau wären für uns eine Katastrophe. Ich bin absolut dagegen”, sagt Max Dietl.
Eine Baustelle gegenüber der Oper könnte das Bild der Altstadt in München für drei Jahre zerstören
Er findet: “Diese schöne Zeile mit den Traum-Bürgerhäusern sollte man so erhalten. Der Eigentümer hat eine Verantwortung gegenüber dem Stadtbild.” Eine Baustelle gegenüber der Oper würde für drei Jahre das Bild der Innenstadt zerstören “mit Baukränen, Lastwagen, Lärm, Dreck und Staub”. Menschen würden die Straße meiden, so seine Vermutung: “Dabei ist der Max-Joseph-Platz so ein Aushängeschild!”
Seine Frau Inge Dietl meint: “Dieser Abriss ist nicht nachhaltig.” Dem Eigentümer gehe es allein um den wirtschaftlichen Aspekt. Inge Dietl sagt weiter: “Es ist so traurig, an dem exklusiven Platz kann für lange Zeit ein Loch entstehen. Ich habe Angst, dass unsere alte Fassade Schaden nimmt. Auch unsere hochwertige Bekleidung, wenn über Fenster und Ritzen Staub eindringt.”
Im fünften Stock der Residenzstraße 15 hat die Willy Bogner GmbH übrigens Büros. Das Unternehmen residiert heute jedoch in der Neumarkter Straße 75 in Berg am Laim. In den letzten Jahren hat es bei Bogner einschneidende Veränderungen gegeben: 2021 hat Bogner nach 70 Jahren seine alte Firmenzentrale aufgegeben. Für 55 Millionen Euro hat das Unternehmen sein Gelände an der St.-Veit-Straße an einen Immobilienentwickler verkauft. Der charismatische Willy Bogner hatte sich bereits 2016 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.
Architekten, Denkmalschützer, der Heimatpfleger und Stadträte werden am Dienstag, 19. März, in der Stadtgestaltungskommission über den Abbruch und den Neu-Entwurf debattieren. “Der Heimatpfleger sieht das Vorhaben insgesamt kritisch”, schreibt die Stadt als Info zu der öffentlichen Sitzung.