Düsseldorf. Weil einzelne Bücher aus dem 19. Jahrhundert mit giftigem Arsen belastet sein könnten, sollen in der Universitätsbibliothek von Düsseldorf 15.000 Bücher vorläufig aus dem Bestand genommen werden. Damit folgt die Bibliothek dem Beispiel anderer Einrichtungen mit historischen Büchern in den Regalen. Sie befürchten, diese könnten Arsenverbindungen enthalten, die damals in grünen Farbstoffen benutzt wurden, wie aus einer Mitteilung der Heinrich Heine Universität von Mittwoch hervorgeht.

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Ende Februar war die Universität Bielefeld denselben Schritt gegangen. Dort wurden sogar 60 000 Bände gesperrt. Man nehme das Thema sehr ernst, hieß es. Ähnliches war kurz darauf aus den Universitätsbibliotheken in Siegen und denen der Uni Duisburg-Essen zu hören. Auch außerhalb Nordrhein-Westfalens entschieden sich Bibliotheken dazu, alte Bücher zu prüfen, wie etwa in Saarbrücken und Kaiserslautern.

Farbstoffe in den Büchern können giftige Arsenverbindungen enthalten

Hintergrund sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu insbesondere grünen Farbstoffen, die im 19. Jahrhundert mitunter verwendet wurden und die giftige Arsenverbindungen enthalten könnten. Arsen ist giftig und krebserregend. Vor allem das intensiv leuchtende „Schweinfurter Grün“ steht im Fokus, ein Pigment, das zur Färbung etwa von Einbänden oder Buchschnitten benutzt wurde.

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Auch der Deutsche Bibliotheksverband hat sich in einer Handreichung mit den „potenziell gesundheitsschädigenden Pigmentbestandteilen“ in historischen Beständen befasst. Wie problematisch die Bücher mit gefärbten Seiten oder Einbänden für ihre Nutzer seien und wie man damit umgehe, müsse jede Einrichtung individuell beurteilen: „Ob Umlagerung und Separierung von potentiell betroffenen Bänden oder ganzen Bestandsgruppen sinnvoll sind, ist eine individuelle Entscheidung der Einrichtung“, heißt es in der Handreichung von Dezember 2023.

Forschungsprojekte untersuchen mögliche Gefahren

Nicht jedes grün gefärbte alte Buch enthalte Arsen – gleichzeitig könnten auch andere Farbstoffe belastet sein. Es bleibe Aufwand, Nutzen und Risiko einer Umlagerung abzuwägen. So sei unklar, in welcher Konzentration die arsenbelasteten Pigmente überhaupt abgegeben würden. Mehrere Forschungsprojekte, unter anderem in Köln und Bonn sowie in Kiel, erforschten demnach aktuell die möglichen Gefahren und entwickelten Umgangsweisen, etwa Schnelltestverfahren.

In Düsseldorf haben sich die Fachleute entschieden: Dort werden vom 18. bis 22. März sogar die Zentralbibliothek und einige Fachbibliotheken komplett geschlossen. Die Schließung sei notwendig, damit die potenziell belasteten Bücher zügig und geschützt aus dem frei zugänglichen Bereich entfernt werden könnten.

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Mögliche Gefährdung bei Berührung

Solange die Bücher im Regal stehen, stellen sie nach Auskunft der Düsseldorfer Uni-Bibliothek keine Gefahr dar, bei Berührung der grünen Bestandteile sei aber zumindest eine theoretische Gefährdung möglich. Es handele sich daher um „eine reine – allerdings erforderliche – Vorsichtsmaßnahme“ zum Gesundheitsschutz.

Die entfernten Bücher sollen dann gesichtet und für eine nachfolgende Testung eingelagert werden. Die Uni-Bibliothek rechnet mit einer niedrigen vierstelligen Zahl tatsächlich mit Arsen versetzter Bücher. Während unbedenklich eingestufte Bücher nach den Tests schnellstmöglich wieder nutzbar gemacht werden sollen, müsse über den Umgang mit belasteten Bänden – etwa in Form besonderer Schutzvorkehrungen – noch beraten werden.

RND/dpa



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