Seit Monaten kündigt die Regierung ein Rentenpaket an. Nun will die Ampel-Bundesregierung ihr Rentenpaket vorstellen. FOCUS online fasst zusammen, was konkret geplant ist.

Das Rentenpaket ist in drei Teile gegliedert: Ein neues Aktienkapital, die dauerhafte Sicherung des Rentenniveaus und steigende Beiträge ab 2028.

Das Aktienkapital kommt

Langfristig reichen Beitragserhöhungen nicht aus, um das Rentenniveau zu sichern. Die Bundesregierung will mehrere Milliarden Euro schuldenfinanziert über einen Fonds am Kapitalmarkt anlegen. Mit den Erträgen des sogenannten „Generationenkapitals“ soll der Beitragssatz um einen halben Prozentpunkt gesenkt werden.

Die Einführung eines Kapitalstocks soll erstmals eine neue Finanzierungsquelle für die gesetzliche Rentenversicherung schaffen. Dazu soll bis Mitte der 2030er Jahre ein Kapitalstock von mindestens 200 Milliarden Euro aufgebaut werden, wie Regierungskreise berichten. Aus den Erträgen sollen Zuschüsse an die Rentenversicherung fließen.

Zum Start will die Bundesregierung zunächst einmal 12 Milliarden Euro aus öffentlichen Darlehen auf dem Kapitalmarkt anlegen. Das Geld kann aufgenommen werden, ohne dass es auf die Schuldenbremse angerechnet werden muss. In den kommenden Jahren soll es dann jeweils noch etwas mehr werden. Die Zuführungen sollen jährlich um drei Prozent anwachsen. Außerdem sollen bis 2028 noch Vermögenswerte des Bundes in Höhe von 15 Milliarden Euro übertragen werden.

Insgesamt sollen bis Mitte der 2030er Jahre 200 Milliarden Euro zusammenkommen. Ausdrücklich nicht geplant ist, dass Rentenbeiträge in Aktienfonds fließen.

Finanzmärkte sind immer volatil und spekulativ – deshalb sahen vor allem die Grünen die Pläne zunächst skeptisch. Der Grünen-Rentenexperte Markus Kurth brachte im vergangenen Sommer das Beispiel des bereits existierenden Staatsfonds zur Finanzierung der Atommüll-Entsorgung (Kenfo) vor.

Dieser Fonds habe 2022 einen Verlust von 12,2 Prozent eingefahren. Aus Sicht vieler Sozialverbände kann man so etwas beim Thema Rente nicht riskieren. „Die gesetzliche Rentenversicherung ist denkbar ungeeignet, um damit an der Börse zu spekulieren“, warnt zum Beispiel Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.

Rentenniveau soll nicht unter 48 Prozent fallen

Das Rentenniveau – aktuell rund 48,2 Prozent – soll laut geltender Gesetzeslage bis 2025 nicht unter 48 Prozent sinken. Vielmehr soll es nach Informationen von „Spiegel Online“ bei 48 Prozent festgeschrieben werden .

Laut aktuellem Rentenversicherungsbericht dürfte das Sicherungsniveau bis 2037 auf 45,0 Prozent sinken. Es sagt konkret aus, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der exakt 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet und Beiträge gezahlt hat. Bei einem sinkenden Rentenniveau steigen die Renten weniger stark an als die Löhne.

Ab 2028 steigen die Beiträge für Arbeitnehmer

Die erweiterte Haltelinie fällt endgültig. Sie sieht bisher vor, dass der Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigt. Damit ebnet die Regierung den Weg für Beitragserhöhungen. Bisher müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber insgesamt 18,6 Prozent in die Deutsche Rentenversicherung einzahlen.

Um die Rentenfinanzierung zu sichern, plant die Regierung zunächst, auf die Reserven der Rentenversicherung sowie auf erhöhte Beitragszahlungen zurückzugreifen. Der Beitragssatz soll bis zum Jahr 2027 bei 18,6 Prozent stabil bleiben. Ab dem Jahr 2028 ist eine Erhöhung auf 20 Prozent vorgesehen, die bis 2035 weiter auf 22,3 Prozent ansteigen soll.

  • Rechenbeispiel: Bei einem durchschnittlichen Bruttolohn von 45.358 Euro fließen monatlich fließen grob gerechnet 703 Euro über den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber in die Rentenversicherung. Bei einer Beitragserhöhung auf 20 Prozent wären es bei gleichbleibendem Gehalt 755 Euro. Aufs Jahr gerechnet ist das eine Steigerung um 624 Euro.

Es ist zu betonen, dass es sich bei diesen Zahlen um vorläufige Schätzungen der Regierung handelt, die je nach den künftigen Entwicklungen noch angepasst werden können. Der Beitragssatz – aktuell bei 18,7 Prozent – wird voraussichtlich bis 2037 auf 21,1 Prozent steigen, ohne ein Eingreifen der Politik.





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