Taurus-Leaks: Ex-CIA-Mann erklärt, wie die Welt auf deutsche Geheimdienste blickt

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Dass ein hochbrisantes Gespräch der Bundeswehr über mögliche Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine von Russen abgehört wurde, sorgt nicht nur im Inland für Entsetzen. „Deutsche Spione belehren lieber, als den Kollegen anderer Geheimdienste auch mal zuzuhören“, sagt John Sipher, erfahrener US-Geheimdienst-Experten, im Gespräch mit FOCUS online.

FOCUS online: Anscheinend ist den Russen das Abhören sehr leicht gefallen. Wie konnte das sein?

John Sipher: Wenn man den Berichten Glauben schenken kann, fand das Gespräch in einem ganz normalen, völlig ungesicherten System statt. Solche Telefonate können nicht nur die Russen, sondern das kann nahezu jeder andere auch ganz leicht abhören. Eigentlich benutzen sogar Menschen ohne jegliche Erfahrung in nationalen Sicherheitsinteressen Systeme, die besser geschützt sind.


Ausgesprochen peinlich und extrem unprofessionell.


 

Hier zeigt sich ein Mangel an Sicherheitsbedenken, der ausgesprochen peinlich und extrem unprofessionell ist. Deutschen Sicherheitsbehörden müsste doch eigentlich klar sein, dass der russische Geheimdienst ein großes Interesse an Deutschland hat.

Die Veröffentlichung dieser Informationen ist natürlich Teil der Strategie der Russen, um die politische und öffentliche Darstellung zu beeinflussen. Ich denke, die Veröffentlichung ist ein klarer Einschüchterungsversuch der Russen. Putin hofft, dass die Regierung nun Angst hat, die Taurus-Raketen zu liefern. Es ist ein klarer Manipulationsversuch.

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Nach den Taurus-Leaks fragen sich viele deutsche Bürger: Wie konnten die Generäle nur so leichtsinnig sein?

John Sipher: Deutschland ist nun einmal der wichtigste Spionageort für Russland. Auf deutschem Boden spionieren die Russen nicht nur Deutschland aus, sondern auch die USA und andere demokratische, westliche Verbündete. Deutschland muss sich endlich wirklich dazu bereit erklären, mit westlichen Partnern zu kooperieren. Die neuen Bedrohungen sind zu ernst, es nicht zu tun. Deutschland sollte sich wie die Niederlande, Polen, Frankreich und andere westliche Demokratien bemühen, ein De Facto Mitglied der „Fünf Augen“ zu werden. Man würde Deutschland nur allzu gerne aufnehmen.

US-Geheimdienstexperte John Sipher

28 Jahre lang war John Sipher bei der CIA für Spionageabwehr tätig und Mitglied des “Senior Intelligence Service”, eines Leadership-Teams des US-Nachrichtendienstes für globale CIA-Aktionen. Sipher arbeitete lange als Agentenausbilder und war gemeinsam mit Geheimdiensten anderer westlicher Länder für Aufträge in Europa und Asien zuständig, die als hochgefährlich eingestuft wurden.


Arrogante deutsche Regierung dachte, Putin besser als andere zu verstehen.


 

Aus Ihrer persönlichen Berufserfahrung haben Sie erzählt, dass Berlin in Bezug auf Moskau jahrelang gezielt ein Auge zudrückte und vieles bewusst nicht wahrhaben wollte. Denken Sie, das ist immer noch der Fall?

John Sipher: Obwohl Deutschland durchaus sehr fähige Leute hatte, waren sowohl der deutsche Geheimdienst als auch die Regierung sehr arrogant in Bezug auf Putin und sein Regime. Sie hielten ihre Beziehungen zu ihm für etwas ganz Besonderes und meinten, sie würden Putin viel besser als andere verstehen.

Dabei war Russland immer klar darin, dass es den Westen und Deutschland als Feinde ansah. Der schreckliche Krieg in der Ukraine ist mittlerweile seit Jahren im Gange. Es ist an der Zeit, dass die deutsche politische Elite und Geheimdienste sich ihre Fehler in Sachen Moskau endlich eingestehen und die Bedrohungen aus Russland ernst nehmen. Aber nach den jüngsten Taurus-Leaks meint man fast, dass dem immer noch nicht so ist. Putin droht und lügt. Mit einem Verbrecher wie ihm kann man erst dann verhandeln, wenn er Angst vor der eigenen Niederlage hat.

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Wie ist der Ruf der deutschen Nachrichtendienste auf internationaler Ebene?

John Sipher: Wie ich schon einmal sagte, finden viele meiner Kollegen, dass deutsche Spione übervorsichtig sind und außerdem viel zentralisierter und bürokratischer vorgehen. Man sagt ihnen auch nach, dass sie keinerlei Interesse daran haben, mit anderen westlichen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten – teils, weil sie es einfach nicht wollen und teils, weil sie schlicht nicht in der Lage sind, das zu tun. Dafür mag es kulturelle und strukturelle Gründe geben. Ihr Ruf ist jedenfalls sehr arrogant. Viele meiner Kollegen aus allen möglichen westlichen Geheimdiensten waren es im Laufe der Zeit wirklich leid, von deutschen Spionen darüber belehrt zu werden, wie viel besser sie doch Putin und Russland verstehen würden. Deutsche Spione belehren lieber als anderen auch mal zuzuhören.

Auch die Amerikaner sehen Ihre deutschen Kollegen so?

John Sipher: Die USA würden wahnsinnig gerne mit den Deutschen zusammenarbeiten. Das Potential der deutschen Nachrichtendienste als Zentralfiguren im Westen ist enorm. Aber Kollegen, die erst kürzlich mit den Deutschen zu tun hatten, bestätigten mir nach wie vor meine eigenen Erfahrungen: Sie sind immer noch nicht wirklich dazu bereit, mit anderen demokratischen Geheimdiensten zu kooperieren.





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