Grevesmühlen. Ist es dunkel und der Himmel wolkenfrei, dann wird in wenigen Augenblicken die drei mal drei Meter große Holzhütte von Christian Klemkow zum Cabrio. Denn das Oberdach des Gebäudes kann der Grevesmühlener auf Rollen elektrisch zurückfahren. Er will aber nicht die frische Luft von außen genießen.

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Er hat Größeres im Sinn, möchte von hier aus Himmelskörper genauer beobachten, dabei auch Planeten wie Jupiter, Mars oder Saturn ins Visier nehmen. Und die Internationale Raumstation ISS, die rund 400 Kilometer über der Erdoberfläche fliegt, fotografieren.

Christian Klemkow schaut aus der Sternwarte. Dazu hat er das Dach geöffnet.

Christian Klemkow schaut aus der Sternwarte. Dazu hat er das Dach geöffnet.

Dafür hat sich Klemkow in Grevesmühlen eine eigene Sternwarte gebaut. Ein Spiegelteleskop mit einer Brennweite von bis zu 2800 Millimeter und ein Weitwinkel-Astrograf sind Apparaturen, die supergenaue Beobachtungen ermöglichen und viel Licht sammeln.

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Grevesmühlener von Astronomie begeistert

„Die Astronomie hat mich schon immer interessiert“, sagt der vielseitig interessierte Mann, der sich noch heute gerne an die Schulstunden mit seinem damaligen Lehrer erinnert. „Schade, dass es das Fach Astronomie nicht mehr in der Schule gibt.“

Klemkow legte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere Teleskope zu, mit denen er Teile des Universums beobachtete. Dafür suchte er sich geeignete Plätze im Garten oder der Umgebung. Das war jedes Mal mit sehr großem Aufwand verbunden. Allein die Teleskope und Montierungen wiegen knapp 20 Kilogramm. Dazu kamen die Stromversorgung in Form von Powerpacks, Gewichte und jede Menge Zubehör.

Hatte Klemkow seinen Zielort erreicht, musste er noch das Teleskop einnorden, bevor er mit seinen Beobachtungen starten konnte. Schlug das Wetter plötzlich um oder hatte er etwas vergessen, war alles umsonst.

Grevesmühlener baut sich eigene Sternwarte

Der Erzieher und Leiter der Kita „Spielgarten“ wollte diesen Aufwand reduzieren, und so entstand die Idee einer Sternwarte. Auf dem eigenen Grundstück des Kindergartens war das nicht möglich. Die vielen Bäume erlaubten keine freie Sicht. Er trat an die Stadt heran und pachtete die freie Fläche daneben. „Dafür bin ich der Stadt sehr dankbar“, sagt er, der bei einem Astronomieshop die Hütte bestellte und sich seine Sternwarte mit allem notwendigen Zubehör einrichtete. Los ging es im Sommer 2023.

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Große Unterstützung bekam er von seinem Vater Rolf Klemkow. Der gelernte Elektriker sorgte mit seiner Erfahrung für die richtigen Anschlüsse und dafür, dass sein Sohn in wenigen Minuten sämtliche Gerätschaften für den Blick zu Planeten und in ferne Galaxien startklar hat. Auch Einnorden muss Klemkow seine Teleskope nicht mehr. Alles steht auf einer Betonsäule.

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Seine Sternwarte ist erst vor wenigen Tagen fertig geworden. Noch habe das Wetter für die Himmelsbeobachtung nicht mitgespielt. Klemkow hofft auf besseres Wetter und klare Nächte in naher Zukunft.

Weltraum-Fotografie ist sehr aufwendig

Aufnahmen hatte er in der Vergangenheit bei seinen Überlandfahrten und Ausflügen mit seinen Teleskopen schon einige gemacht. Dazu gehörten unter anderem die 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte Andromedagalaxie, der Orionnebel oder die Whirlpool-Galaxie. Sie ist 31 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.

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Der Aufwand von der Fotografie bis zum fertigen Bild ist allerdings enorm. Um Nebel und Galaxien abzulichten, muss Klemkow stundenlang Licht in vielen Aufnahmen sammeln. Die Einzelbilder legt er danach mit dem Computer übereinander. Allein die Bildbearbeitung am PC dauert einige Stunden.

Grevesmühlener schreibt Science-Fiction-Romane

„Exploration Capri“ ist der Titel der sechsteiligen Roman-Serie von Christian Klemkow. Dabei geht es um die Geschichte des Raumschiffes „Explorer“. Es will neue Planeten kolonisieren. Von diesen Plänen muss sich die Crew jedoch schon bald verabschieden. Stattdessen geht es für sie um das Überleben.

Eine dramatische Odyssee im Weltraum mit einem actionreichen Auftakt im ersten Teil „Inferno“ nimmt ihren Lauf. Im zweiten Teil „Verschollen“ ist das Raumschiff schwer beschädigt. Über diese und die weiteren Bände „Zerstörung“, „Hoffnung“, „Erwachen“ und „Zorn“ werden die Leserinnen und Leser mitgenommen auf eine spannende Reise voller Abenteuer.

Aus der Sternwarte möchte Christian Klemkow nun die Details noch besser sehen. Dazu gehören zum Beispiel die Krater auf dem Mond oder die Ringe des Saturn. Außerdem möchte er den Transit der Internationalen Raumstation ISS vor Mond oder Sonne mit seiner Technik im Bild festhalten. In einer Höhe von etwa 400 Kilometer umrundet die Station alle 90 Minuten die Erde.

Auch mit den Vorschulkindern oder interessierten Eltern seiner Kindertagesstätte, die aus nur wenigen Metern Entfernung auf die Sternwarte blicken, möchte der Erzieher zukünftig regelmäßig das Projekt „Sonne, Mond und Sterne“ durchführen. Bei jedem zukünftigen Astro-Highlight können die Kinder dann selbst durch die Teleskope schauen.

OZ



Source link www.ostsee-zeitung.de