Es sind Zahlen, wie sie in einem orientalischen Märchen vorkommen: 1200 Gäste, 2300 Speisen, 66 Köche und weit über 100 Millionen Euro. Mit Superstars aus aller Welt feiert die Milliardärsfamilie Ambani Polterabend.
Google-Chef Sundar Pichai war natürlich da. Microsoft Co-Gründer Bill Gates, Meta-Gründer Mark Zuckerberg, Disney-Chef Bob Iger ebenso. Aber nicht nur die Elite der Geschäftswelt hatte sich auf den Weg ins ferne Indien begeben, um an der Vorfeier der Hochzeit der vielleicht reichsten Verlobten der Welt teilzunehmen. Auch die Crème de la crème der Unterhaltungsuniversums – R&B-Superstar Rihanna, Bollywood Superstar Shah Rukh Khan, Schauspielstar Janhvi Kapoor unter anderem – hatte keine Mühen gescheut, um dem Sohn des indischen Öl-Magnaten Mukesh Ambani, Anant, persönlich zu gratulieren.
Mühen waren den Gästen denn auch kaum abverlangt worden. Eine Flotte an Privatjets und Luxuskarossen, die die Ambanis in alle Welt ausgesandt hatten, hatten die insgesamt mehr als 1200 VIP-Gäste eingesammelt und zum mehr als zwei Millionen Quadratmeter weiten Familiengrundstück chauffiert. Dass während der kurzen Vorfeier zur eigentlichen Hochzeit im Sommer mehr als 2300 Speisen serviert wurden, verstand sich da von selbst.
Anant Ambani wird wahrscheinlich das dreizehnstellige Eurovermögen seines Vaters erben
Die Feier, auf der einem „Bild“-Bericht zufolge Stylisten und Make-Up-Künstler an jeder Ecke bereitgestanden haben sollen, um die schönen Gäste jederzeit aufzufrischen, kostete demnach knapp 140 Millionen Euro. Schätzungen des Finanzmagazins Forbes zufolge besitzt Mukesh Ambani ein Nettovermögen von mehr als 100 Milliarden Euro. Auch die Familie der Verlobten sei sehr vermögend.
Die nach jedem Maßstab verschwenderische Feier kostete die Familien daher vermutlich nicht einmal ein Tausendstel ihres Nettovermögens.
Märchenfeier verdeutlicht auch ungleiche Vermögensverteilung
Zum Vergleich: Der neuesten Vermögenserhebung der Deutschen Bundesbank zufolge verfügte ein Deutscher im Jahr 2023 im Median über ein Nettovermögen von 106.600 Euro. Selbst wenn er und seine Frau ihr Vermögen zusammentäten, dürften sie sich – um ein Tausendstel ihres Vermögens auszugeben – ihre Hochzeit also nicht mehr als 214 Euro kosten lassen.
Noch absurder wird dieses Gedankenexperiment, wenn man sich vergegenwärtigt, dass das Nettovermögen Ambanis selbst konservativ in Aktien investiert nach Steuern etwa drei Milliarden Euro Ertrag abwerfen dürfte – und das jährlich. An diesem Ertrag gemessen stellten die Kosten für die Feier etwa 4,3 Prozent dar. Das fiktive Paar in Deutschland könnte analog von 6396 Euro jährlichen Erträgen weniger als 276 Euro für seine große Feier ausgeben.
Für die Ambanis, freilich, war die große Feier noch die kleine. Doch selbst das extreme Gefälle zwischen normalem Bundesbürger und Öl-Magnaten wird durch ein weiteres in den Schatten gestellt: Mehr als 230 Millionen Inder leben heute in Armut – für weniger als zwei Euro am Tag.