Göttingen. Die satirischen Zeichner Achim Greser und Heribert Lenz erhalten in diesem Jahr den Satirepreis „Göttinger Elch“. Zur Verleihung am 3. März im Deutschen Theater (DT) kommt der Entertainer, Schauspieler und Autor Harald Schmidt und hält die Laudatio auf die künftigen Mitglieder des Elchrudels. Dagegen regt sich inzwischen Protest, nachdem Schmidt im vergangenen Jahr beim Sommerfest der als rechtspopulistisch geltenden „Weltwoche“ in der Schweiz zu Gast war. Er hatte sich dabei mit dem Autor Matthias Matussek und Ex-Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen fotografieren lassen, die beide in der Vergangenheit mit extrem rechten Äußerungen aufgefallen sind. Schmidt wiegelte anschließend ab. Auf 40 oder 50 Fotos tauche er auf, die bei dem Fest aufgenommen wurden.

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Her Schmidt, wo treffen wir Sie denn gerade an?

In Köln.

Ah, gut. Ich habe gelesen, dass für Sie zwei Dinge stimmen müssen, damit sie ein Engagement annehmen. Das ist zum einen der Ort, zum anderen sind es die Kollegen.

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Genau.

Satirepreis „Göttinger Elch“: Großartige Zeichner und Karikaturisten

Jetzt kommen Sie zu der Elch-Preisverleihung zu Greser und Lenz. Woher kennen Sie sie, und was schätzen Sie an den beiden?

Als Leser der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ kenne ich sie schon seit vielen, vielen Jahren. Und finde, das sind zwei großartige Zeichner und Karikaturisten. Sie waren auch bei mir zu Gast in der Show. Das war ein sehr schöner Auftritt. Und ich freue mich immer, wenn ich eine aktuelle Karikatur von den beiden sehe.

Das heißt, Sie hatten tatsächlich auch nur Kontakt über den einen Auftritt in Ihrer Show, den ich ja auch gesehen habe?

Ja, persönlichen Kontakt. Aber ich sehe es als regelmäßiger FAZ-Leser ja immer, wenn sie dort etwas abliefern.

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Haus, in dem Theatergeschichte geschrieben wurde

Das sind die Menschen, wegen denen Sie kommen. Jetzt fehlt noch der Ort. Kennen Sie Göttingen? Kennen Sie das Deutsche Theater?

Das Deutsche Theater ist mir natürlich ein Begriff als Theater, in dem Theatergeschichte geschrieben wurde. Ich glaube, ich bin da sogar mal bei einem Gastspiel aufgetreten, vor vielen Jahren (Im Tageblatt-Archiv ist dazu nichts zu finden, Anm. d. Red.). Ich glaube, ich war auch schon mal in Göttingen im Rahmen einer Tournee, aber ich habe keine konkrete Erinnerung.

Das muss schon lange her sein.

Ja.

In Göttingen ist natürlich schon angekommen, dass es dieses inzwischen fast schon berühmte Foto gibt, das Sie beim Sommerfest mit Maaßen und Mattusek zeigt, zwei anerkanntermaßen Neurechte. Göttingen ist eine sehr demonstrationsfreudige Stadt, hier gehen gerne Menschen auf die Straße, um ihre Meinung kundzutun. Kommen Sie auch, wenn vor dem Deutschen Theater demonstriert wird?

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Natürlich! Ich bin ja ein großer Freund der Meinungsfreiheit, und es bleibt jedem selbst überlassen, offen zu demonstrieren, wenn er demonstrieren möchte – und sich an die Spielregeln des demokratischen Rechtsstaats hält.

Preise fürs Lebenswerk angeboten

Sind Sie eigentlich nicht angefressen, dass Sie den Elch noch nicht bekommen haben?

Nein!

Aber warum nicht?

Ich nehme eigentlich keine Preise mehr an.

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Wirklich? Selbst wenn Sie jetzt angefragt würden, den Elch zu bekommen?

Ich nehme schon lange keine Preise mehr an … So eine Laudatio mache ich manchmal ganz gerne, aber es muss so ein Fall sein wie Greser und Lenz, die ich richtig gut finde. Aber ich selbst trete bei Preisen gerne zurück für Kolleginnen und Kollegen.

Aber Sie hätten ihn schon verdient, oder?

Ehrlich gesagt, darüber mache ich mir gar keine Gedanken. Ich kriege auch immer wieder Preise für das Lebenswerk angeboten. Dann schreibe ich zurück: ,Mein Lebenswerk kommt erst noch. Ich kann den Preis leider nicht annehmen.’

Wissen Sie, wer den Satirepreis ,Göttinger Elch’ schon erhalten hat?

Ja.

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Verehrter Kollege Olli Dittrich

Wen schätzen Sie da besonders? Außer natürlich alle.

Das sind ja die Klassiker der Neuen Frankfurter Schule wie Chlodwig Poth. Mein verehrter Kollege Olli Dittrich hat ihn schon bekommen, glaube ich, den ich auch grandios finde. Helge Schneider … Also das ist eine lange Liste. Aber ich muss auch sagen, dass ich nicht alle kenne aus dieser langen Liste.

Aber immerhin, drei aus dem Stand ist nicht schlecht.

Ja.

Das sind die Träger des Elchpreises

Rainald Grebe

Eugen Egner

Maren Kroymann

Gerhard Haderer

Pit Knorr und Wiglaf Droste

Gerhard Glück

Max Goldt

Rudi Hurzlmeier

Georg Schramm

Michael Sowa

Franziska Becker

Josef Hader

Olli Dittrich

Helge Schneider

Biermösl Blosn

Ernst Kahl

Hans Traxler

Otto Waalkes

Emil Steinberger

F.W. Bernstein

Marie Marcks

Harry Rowohlt

Gerhard Polt

Robert Gernhardt

Chlodwig Poth

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Ich habe gelesen, dass Sie etwas mit dem Regisseur Maik Priebe gemacht haben. Sie haben mit ihm zusammen gekocht.

Richtig, in Neustrelitz.

Kochen in Neustrelitz

Warum sind Sie nach Neustrelitz zum Kochen gefahren?

Weil ich zum einen mal nach Neustrelitz wollte – ich war noch nie in Mecklenburg-Vorpommern. Und Maik Priebe startet ja dort als junger Schauspieldirektor, und so etwas unterstütze ich prinzipiell immer gerne.

Er hat am Deutschen Theater ‚Emilia Galotti’ und vor gar nicht langer Zeit am Jungen Theater ‚Nipple Jesus’ inszeniert. Was ich auch sehr überraschend fand. Können Sie sich so etwas auch vorstellen?

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Dass ich selbst Regie führe?

Ja.

Nein!

Fantastische Besetzung

Sie haben am Schauspielhaus Bochum auch ‚Warten auf Godot’ gespielt. Können Sie sich vorstellen, dass Sie beispielsweise am Deutschen Theater als Gast auftreten?

Nein. Nein. Nein.

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Warum aber gerade Bochum?

Ich wollte unbedingt mal in Bochum auftreten. Das war ja eine fantastische Besetzung mit Michael Maertens, Ernst Stötzner und Fritz Schediwy, die die drei anderen Rollen gespielt haben. Das war ja erste Liga des deutschsprachigen Theaters. Das hat mir sehr gefallen, Teil des Ensembles zu sein für diese Produktion.

Alles schon gesagt?

Wegen eines Fotos stand Harald Schmidt im Sommer 2023 in der Kritik. Bei einem Sommerfest der Schweizer Zeitung „Weltwoche“ wurde ein Foto aufgenommen, das Schmidt neben dem Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen und dem Publizisten Matthias Matussek zeigt. Maaßen, einem Rechtsaußen der CDU, wird Rechtspopulismus vorgeworfen, Matussek gilt als Vertreter der Neuen Rechten. Um Provokation sei es ihm bei seinem Besuch nicht gegangen, eher darum, zu recherchieren, hatte Schmidt auf die Vorwürfe reagiert.

„Letzten Endes bin ich Autor“, hatte Schmidt gesagt. „Ich verwerte das, was ich erlebe, auf der Bühne – ich gehe dorthin, wo ich Material erwarte.“ Ihm sei vorher bewusst gewesen, dass er dafür kritisiert werde. „Natürlich kann ich mir die Aufregung ausrechnen, die ich ernte, wenn ich dahin gehe.“ Dies sei ihm aber „egal“, betonte Schmidt in dem Interview mit der „Zeit“.

Auf Tageblatt-Anfrage wegen einer Stellungnahme Schmidts zu den Vorwürfen hatte seine Agentur geantwortet, dass dazu alles gesagt sei.

Ich habe gelesen, dass Sie in Berlin zu tun hatten und dann mit Ihrem Rucksack an der U-Bahn standen, um mit dem Zug wieder nach Köln zurückzufahren.

Ja, genau. Das war im ,Tagesspiegel’.

Selfie mit Schmidt

Können Sie das? So einfach an der U-Bahn stehen, ohne gleich von Menschen umringt zu werden, die ganz viel von Ihnen wollen? Fotos? Und Autogramme?

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Ja natürlich. Ab und zu will einer mal ein Selfie. Aber im Großen und Ganzen fahre ich völlig unbehelligt öffentlichen Nahverkehr und Zug. Ich habe ja extra die Bahncard 100, wo alles integriert ist. Ich fahre praktisch täglich mit der Bahn.

Gibt es etwas, das ich Sie noch fragen sollte?

Ehrlich gesagt war es das, was ich auch gefragt hätte. Ich freue mich sehr auf die Veranstaltung in Göttingen. Es ist natürlich schon ausverkauft. Das heißt, das Göttinger Publikum weiß erstklassige Qualität zu schätzen.

Wir haben geübt mit dem Elchpreis. Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.



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