Alle reden über Serhou Guirassy, Deniz Undav oder Chris Führich. Auch dank ihrer Tore und Vorlagen spielt der VfB Stuttgart eine so erfolgreiche Saison und darf sich längst berechtigte Hoffnungen auf die Qualifikation für die Champions League machen. Klar ist aber auch: Das Offensivtrio der Schwaben würde nicht so überzeugen, wenn ihnen der Rest der Mannschaft nicht den Rücken freihalten würde. Einer, der das in dieser Saison besonders gut macht, ist Mittelfeldspieler Angelo Stiller. Er steht im Schatten der Offensivkünstler, in der Öffentlichkeit wird noch wenig über ihn gesprochen. Und dennoch ist er ein zentraler Fixpunkt im System von Trainer Sebastian Hoeneß.

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Der 22-Jährige ist unumstrittener Stammspieler bei den Stuttgartern und zieht im defensiven Mittelfeld als Denker und Lenker die Fäden. In 22 von 23 Bundesliga-Spielen kam Stiller zum Einsatz, insgesamt hat er in dieser Spielzeit schon 1.889 Minuten im deutschen Oberhaus gesammelt. Kurzum: Der gebürtige Münchner, der in der Jugend für den FC Bayern aktiv war, spielt eigentlich immer. 19-Mal stand er über die gesamten 90 Minuten auf dem Platz, zuletzt auch beim 1:1 gegen den 1. FC Köln. Dass Stiller Dreh- und Angelpunkt des VfB-Aufbauspiels ist, belegt auch die Statistik. 86,45 Ballkontakte im Schnitt pro Spiel (bundesligaweit Platz vier) während seiner 22 Einsätze sprechen eine deutliche Sprache. Dazu kommen eine beeindruckende Passquote von 91,52 Prozent (Platz fünf in der Bundesliga – nur Tah, Kim, Xhaka und Elvedi sind noch besser) sowie drei Torvorlagen.

Wäre die Konkurrenz auf seiner Position in der deutschen A-Nationalmannschaft (für die U21 lief er 17 Mal auf) nicht so groß, würde Stiller wahrscheinlich längst zum Kandidatenkreis von Bundestrainer Julian Nagelsmann gehören. Durch das angekündigte Comeback von Toni Kroos, der in ähnlicher Rolle agiert wie der Stuttgarter, hat sich die Situation zudem noch mal verschärft. Fest steht aber: Geht die Entwicklung des erst 22 Jahre alten VfB-Profis so weiter, wird er früher oder später eine Chance bekommen, sich auch im DFB-Team zu beweisen. Zumal sich der Sechser, der im vergangenen Sommer für 5,5 Millionen Euro von der TSG Hoffenheim ins Schwabenland gewechselt ist, schon in seiner ersten Saison zum Führungsspieler entwickelt.

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Nach dem eher enttäuschenden Remis gegen Köln stellte sich Stiller den Medien und sparte nicht mit Kritik. „Nach dem 1:0 haben wir einfach arrogant gespielt, haben dann zu leichte Fehler gemacht und Köln einfach ins Spiel kommen lassen, was nicht nötig gewesen wäre“, sagte er beim Bezahlsender Sky. Dass ein Anfang Zwanzigjähriger nach so kurzer Zeit im Verein schon so klare Ansagen macht, ist eher unüblich. Man merkt: Stiller will vorangehen, strotzt vor Selbstvertrauen. Dazu genießt er einen hohen Stellenwert bei Coach Hoeneß und der Mannschaft, kann es sich erlauben, das harte Wort „arrogant“ zu verwenden.

„Das lassen sie sich nicht mehr nehmen.“

Ex-Stuttgart-Profi Thomas Hitzlsperger,

im Gespräch mit dem Sportbuzzer über die Champions-League-Chancen des VfB

Ob Stillers Kritik fruchtet, zeigt sich am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) beim kriselnden VfL Wolfsburg. Die mit 47 Punkten auf Platz drei liegenden Stuttgarter können mit einem Sieg einen weiteren Schritt in Richtung Königsklasse machen. Nach der verkorksten letzten Saison, in der der Abstieg erst in der Relegation verhindert werden konnte, käme das einer Sensation gleich. Sechs Punkte Vorsprung hat der VfB aktuell auf den Vierten Borussia Dortmund, sogar sieben auf den Fünften RB Leipzig. Die Fans glauben längst an die Champions League – und sogar eine Vereinslegende geht inzwischen fest von einer VfB-Teilnahme an der Königsklasse aus.

Stuttgart weiß, wie man Dortmund schlägt

„Das lassen sie sich nicht mehr nehmen“, sagt Thomas Hitzlsperger, früherer Stuttgarter Profi und bis 2022 Vorstandsvorsitzender des Vereins, im Gespräch mit dem Sportbuzzer, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Der ehemalige Nationalspieler zeigt sich „beeindruckt“ davon, „was diese Mannschaft leistet“. Er wisse „gerade nicht, was sie aufhalten soll“, fügt er hinzu.

Trainer Hoeneß, dem nachgesagt wird, dass er möglicherweise einer der Kandidaten auf die Nachfolge Thomas Tuchels in München ist, und seine Spieler äußerten sich bislang zurückhaltender. Sie wissen, dass es noch ein langer und steiniger Weg werden kann. Schließlich sind in den verbleibenden elf Partien noch 33 Punkte zu vergeben. Und auch das direkte Duell mit dem BVB steht noch auf dem Programm. Nervös werden müssen Stiller und Co. deshalb aber nicht. Die Dortmunder haben sie in dieser Saison schon zweimal geschlagen – einmal in der Liga und einmal im DFB-Pokal. Und aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei.



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