Zugegeben: Eine Artischocke wird für viele Menschen in puncto Genuss niemals ein Steak ersetzen können. Trotzdem lassen sich die Vorteile von pflanzlicher Kost nicht vom Teller schaben.
Insbesondere die Pflanzenstoffe Flavonole, die zur Gruppe der Flavonoide gehören, sind wahre Gesundheitsbooster. Studien haben gezeigt, dass sie die Funktion der Blutgefäße schützen, den Blutdruck regulieren und Entzündungen im Körper lindern. Außerdem reduzieren sie das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, indem sie krebserregende Stoffe beseitigen und Tumorzellen am Wachsen und Ausbreiten hindern.
Pflanzenstoffe Flavonole schützen vor Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Nun kommt eine weitere groß angelegte und im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Erhebung zu dem Ergebnis: Eine Ernährung, die reich an Flavonolen ist, kann auch die Sterblichkeitsrate senken. Hierzu untersuchten die Forscher der Anhui Medical University im chinesischen Hefei den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Flavonolen und der Gesamtsterblichkeitsrate sowie der krankheitsbedingten Sterblichkeit bei Erwachsenen in den USA.
Dabei griffen die Wissenschaftler um Zhiqiang Zong auf Daten der National Health and Nutrition Examination Survey zurück. Die Studienteilnehmer gaben in dem Zuge an, was sie an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen an Nahrungsmitteln und Getränken konsumiert hatten. Personen, die keine Flavonole zu sich nahmen, wurden von der Studie ausgeschlossen. Schließlich ergab sich eine Probandengröße von 11.679 Personen, die im Schnitt 47 Jahre alt waren und 7,8 Jahre lang an der Studie teilnahmen.
Anschließend bestimmten die Forscher mit Hilfe des USDA Nutrient Data Laboratory den Flavonol-Gehalt der jeweiligen Lebensmittel. Auf dieser Grundlage schätzten sie den täglichen Flavonol-Konsum der Studienteilnehmer. 500 Milligramm Flavonoide pro Tag, zu denen die Flavonole zählen, gelten laut dem Portal „Zentrum der Gesundheit“ als Empfehlung.
Studie zeigt: Konsum von Flavonolen kann auch Gesamtsterblichkeit reduzieren
Das Ergebnis: Verzehrten die Probanden hohe Mengen an Flavonolen, sank die
- krebsbedingte Sterblichkeit um 55 Prozent
- Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 33 Prozent
- Sterblichkeit durch andere Gründe um 36 Prozent.
Auch ein bestimmtes Flavonol, das Myricetin, zeigte eine besondere Wirkung. Der Studie zufolge konnte ein hoher Myricetin-Verzehr
- die durch eine Alzheimer-Erkrankung bedingte Sterblichkeit um ganze 66 Prozent senken.
Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Flavonolen und der Reduktion der diabetesbedingten Sterblichkeit konnten die Wissenschaftler allerdings nicht feststellen. Darüber hinaus kamen sie zu der Erkenntnis, dass die Aufnahme von Flavonolen bei Personen über 40 Jahren einen größeren Schutzeffekt gegen die Gesamtsterblichkeit hatte als bei jüngeren Menschen.
Flavonol-Aufnahme der Probanden basiert auf Schätzungen
Allerdings hat die Studie einige Einschränkungen. So basieren die Angaben zum täglichen Flavonol-Verzehr der Probanden lediglich auf Schätzungen. „Es ist etwas herausfordernd, die Aufnahme von Flavonoiden anhand von 24-Stunden-Aufzeichnungen zu ermitteln, anstatt Fragebögen zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme zu verwenden, die etwas solidere Daten zum typischen Essverhalten liefern würden“, sagt Thomas M. Holland, Arzt am Institute for Healthy Aging der Rush University (USA), im Gespräch mit „Medical News“.
Dennoch betont Holland, der nicht an der Studie beteiligt war, dass auch diese Methode adäquate Daten liefert. „Der wichtigste Aspekt dabei ist, dass die Daten erneut zeigen, dass der Verzehr von nährstoffreichen Lebensmitteln im Rahmen einer gesünderen Ernährung mit einem geringeren Risiko für einige der schlimmsten Krankheiten, die die Welt plagen, verbunden ist“, so der Wissenschaftler.
Wie können wir Flavonole in unsere Ernährung integrieren?
Stellt sich nur die Frage: Wie können wir Flavonole am besten in unseren Speiseplan einbinden? Holland empfiehlt allgemein eine Umstellung der Ernährung, beispielsweise auf die mediterrane oder grüne Mittelmeer-Diät. „Diese Ernährungsformen sind eine der besten Möglichkeiten, die kognitive Gesundheit zu erhalten und gleichzeitig die Risiken für Alzheimer, Gesamtmortalität, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, da sie einen hohen Anteil an Flavonoiden enthalten“, sagt der Experte.
Wer sich schwertut, gleich sein ganzes Essverhalten umzustellen, kann jedoch schon mit ein paar Kniffen viele Flavonole in seine Ernährung integrieren. Laut einer Studie der australischen Edith Cowan University können wir die empfohlene Zufuhr von 500 Milligramm Flavonoide schon durch
- eine Tasse Tee
- einen Apfel
- eine Orange
- 100 Gramm Blaubeeren
- und 100 Gramm Brokkoli erreichen oder sogar überschreiten.
Hauptautorin Nicola Bondonno betont dabei, dass es wichtig ist, die Pflanzenstoffe aus unterschiedlichen Lebensmitteln aufzunehmen.
Diese Lebensmittel enthalten Flavonole
Zu den Nahrungsmitteln, die reich an Flavonolen sind, gehören laut „Zentrum der Gesundheit“ und „Medical News“ generell:
- Beeren: schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Cranberrys
- Obst: Zitrusfrüchte wie Orangen, Grapefruits, Zitronen, außerdem Äpfel, Trauben, Kirschen
- Gemüse: Grünkohl, rote Zwiebeln, Paprika, Brunnenkresse, Rucola, Petersilie, Rettich, Rotkohl, Artischocken, Staudensellerie
- Hülsenfrüchte: Kichererbsen, Sojabohnen
- Kräuter: Petersilie, Oregano, Dill
- Tee: schwarzer Tee, grüner Tee
- Schokolade: Kakao, Bitterschokolade
- (Pseudo-)Getreide: Buchweizen, Quinoa