Jetzt also die vierte Ausgabe von „Kiwis große Partynacht“ bei Sat.1. Aber es ist die vorerst letzte Fete mit Moderatorin Andrea Kiewel. Ist das ein Verlust? „Atemberaubend“ sei sie, so wird sie jedenfalls von ihrer Kollegin vorgestellt. „Gute Laune Songs“ will man in mehr als drei Stunden präsentieren. „Happy, happy, happy“, schreit Kiewel. „Tanzen, tanzen, tanzen“, kündigt sie an. Anscheinend muss alles Wichtige drei Mal wiederholt werden, damit es alle so richtig verstehen. „Gott muss ein Seemann sein“, weiß die Band Santiano. Vielleicht ist es auch besser, wenn Gott auf dem Meer ist. Dann sieht er schon mal nicht das extrem augenschädigende Kostüm von Loona. Den älteren Herren im Publikum scheint es zu gefallen.

Fast 87 und auf der Bühne – auch andere werden aus der Vergangenheit gezerrt

Gleich geht’s weiter zum „TV-Comeback des Jahres“ – Roberto Blanco. Der will laut seines Spaß-Songs „die ganze Nacht durchmachen“. Das wiederum freut die älteren Damen im Studio. Glaubt aber keiner so richtig, dass Herr Blanco bald 87 Jahre alt wird. Aber man hat ja auch noch Lou Bega aus der Vergangenheit gezerrt. Einige scheinen ihn noch zu kennen. „Mein Schatz“, schreit Kiwi haltlos.

Schön, toll, Tirol

Ela singt von Wunden und Narben. „Danke, danke, danke“, freut sich Kiewel. Eigentlich muss man sich als Sat.1-Präsentatorin nicht viel Text merken, wenn man alles immer, immer, immer wieder sagt, sagt, sagt. DJ Ötzi darf nicht fehlen. Der singt einfach auch, sichtbar ohne Schmerzen: „Ich bin so schön, ich bin so toll.“ Wenn man sich diesen Anton aus Tirol offenbar oft genug vorsingt, glaubt man es am Ende selber. Immerhin ist das Lied 25 Jahre alt. Dafür gibt es von Frau Kiwi als Belohnung einen Pokal. Und ein „Danke, danke, danke“ von DJ Ötzi. Anscheinend ist das Wiederholen-Wiederholen-Wiederholen-Virus ansteckend. Schlimmer ist nur, wenn Andrea Kiewel auch noch selber singt. Damit die Show aber ein großes Karaoke-Spektakel wird, werden alle Song-Texte eingeblendet zum Mitsingen. Das Publikum dankt – und singt.

Wenn es zu schmatzig wird, schwenkt die Kamera weg

Dagegen ist die Band Fury In The Slaughterhouse schon fast große Kunst. Falls die ersten Zuschauer schon wegschalten sollten, blendet Sat.1 geschwind ein, dass gleich Howard Carpendale auf der Bühne stehen wird. Bei Johnny Logan wird gekuschelt und geknutscht. Als ein Kuss zu intensiv ausfällt, schwenkt die Kamera schnell weg. Soll ja die gute Laune nicht zu schmatzig ausfallen. „Du bist mir heute so egal“, klingt jetzt aber nicht gerade nach happy, happy, happy. Schnell weiter. „Momente für die Ewigkeit“, macht Kiwi aus. „Einen Mix aus Gänsehaut und Weinen“, fühlt Frau Kiewel. Fast schon philosophisch ist das. Also kiwiesk, kiwiesk, kiwiesk.

„Sehe ich aus wie TikTok?“, fragt Kiwi. Natürlich nicht

Andrea Kiewel nimmt den Zuschauer mit auf ihre Ego-Reise. Dieser und jener Song? Ganz wichtig für ihr Leben! Mega, mega, mega. Dieser und jener Künstler? Ganz wichtig, wichtig, wichtig für ihr Leben! Nur zu heutig muss es jetzt auch nicht sein. „Sehe ich aus wie TikTok?“, wirft sie Sänger Mike Singer hin. Nein, stimmt, eher nicht. „Aber ich höre jetzt mal auf mit meinen privaten Sachen“, verspricht das sprechende und singende Kiwi. Hält aber halt leider nur bis zum nächsten Auftritt. Christina Stürmer singt: „Ich bin müde, wenn Du das Kissen bist.“ Leider ist das eigene Kissen noch weit weg an diesem überlangen Fernsehabend.





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