Eutin. Der Andrang war groß. Vor dem Stehtisch mit der Anwesenheitsliste bildete sich eine lange Warteschlange. Einige Ungeduldige mogelten sich am Eintrag vorbei. Die 142 aufgestellten Stühle waren schnell besetzt. Weitere Sitzgelegenheiten wurden geholt. Mehr als 160 Bürger nutzten die Einwohnerversammlung der Stadt Eutin. Bürgervorsteher Andreas Zabel (CDU) freute sich auf „konstruktive Diskussionen über viele Projekte“. Es wurde ein langer Abend.

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Den Auftakt machte Bürgermeister Sven Radestock (Grüne) „mit einem Parforceritt durch die verschiedenen Projekte, die im Gang sind“, um die Versammlung „auf den aktuellen Stand zu bringen“.

Neuer Kulturverein für Alte Mühle?

Eine intensive Diskussion löste der Bericht über die Alte Mühle „Moder Grau“ aus. Die Stadt hatte die Mühle vor einem Jahr für mehr als 600.000 Euro gekauft. Mit dem Ausscheiden des ehemaligen Betreibers erlosch die Gaststättenerlaubnis. Für eine Neuerteilung der Konzession müstsen die aktuellen Bedingungen erfüllt sein und diese seien mit hohen Auflagen verbunden, erklärte Radestock.

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Für die geschätzten Sanierungskosten von 3,1 Millionen Euro konnten zwar 1,5 Millionen Euro Fördermittel aus dem Kulturinvest-Programm des Bundes eingeworben werden. Doch angesichts der vielen anderen Projekte, die trotz leerer Kasse finanziert werden müssen, bewertete die Stadtvertretung diese Sanierungsmaßnahme als nicht vorrangig. Jetzt werde erneut beraten: „Stillstand, Betrieb, Verkauf – alle Optionen sind auf dem Tisch“, sagte Radestock.

Frank Lunau warb für einen Kultur- und Trägerverein für die Alte Mühle.

Frank Lunau warb für einen Kultur- und Trägerverein für die Alte Mühle.

Frank Lunau brachte eine weitere Variante ins Spiel. Man sollte die Mühle für Vereine und Verbände öffnen. Ideal wäre es, einen Trägerverein für den Erhalt und Betrieb der Einrichtung zu finden, regte er an: „Der Kulturbund steht zur Übernahme bereit.“ Radestock widersprach. „Ich habe ganz andere Informationen“. Er habe gehört, dass sich ein neuer Verein gründen wolle. Sollte dies geschehen, wäre er gerne bereit, eine konstruktive Lösung für eine Wiederbelebung der Mühle zu unterstützen.

Neuer Standort für das Ehrenmal?

Eine rege Diskussion gab es auch über die Umgestaltung des Marktplatzes. Eigentlich soll das historische Ehrenmal nach erfolgter Sanierung im April wieder aufgebaut werden. Doch einige Bürger sprachen sich dafür aus, einen anderen Platz für die 1875 aufgestellte Säule zu suchen, die an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges aus Eutin und dem Umland erinnert.

Finn Pitzner fragte, ob der Marktplatz noch der richtige Standort für das historische Ehrenmal sei.

Finn Pitzner fragte, ob der Marktplatz noch der richtige Standort für das historische Ehrenmal sei.

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Finn Pitzner fragte: „Ist unser Marktplatz wirklich der richtige Standort für dieses Denkmal?“ Diese Entscheidung sollte mit Geschichtsbewusstsein und Fingerspitzengefühl getroffen werden. Auch Gudrun Gäbler sprach sich gegen eine Rückkehr des Kriegerdenkmals aus. Die Einwohnerversammlung stimmte ihrem Antrag zu, dass die Stadtvertretung den entsprechenden Beschluss noch einmal beraten müsse.

Festspieletribüne eröffnet Ende Juni

Über andere, durchaus größere Projekte der Stadt, gab es weit weniger Redebedarf. Das wohl prominenteste Großprojekt sei die Freilichttribüne im Schlossgarten, sagte Radestock. Auf der Baustelle herrsche reger Betrieb, berichtete der Bürgermeister: „Da passiert wirklich viel.“ Obwohl noch einiges zu tun sei, liege man gut im Zeitplan. Der Vorverkauf für die Eutiner Festspiele laufe auf Hochtouren. Ende Juni solle der Neubau eingeweiht werden.

Mehr als 160 Eutiner Bürger nutzten die Einwohnerversammlung, um sich über die aktuellen Projekte in der Stadt zu informieren und darüber zu diskutieren.

Mehr als 160 Eutiner Bürger nutzten die Einwohnerversammlung, um sich über die aktuellen Projekte in der Stadt zu informieren und darüber zu diskutieren.

Für das neue Feuerwehrhaus am Meinsdorfer Weg sollen laut Radestock im April die Spundwände gesetzt werden. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen dann im Mai beginnen. Die Fertigstellung des Ersatzneubaus sei für Dezember 2025 geplant. Die geschätzten Kosten lägen derzeit bei 21,3 Millionen Euro.

Die Sportanlage am Waldeck soll für 12,5 Millionen Euro saniert werden. Die Maßnahme sei in zwei Bauabschnitten geplant. In der ersten Phase würden die neue überdachte Zuschauertribüne mit den Umkleidekabinen und Sanitärräumen gebaut. Danach erfolge die Ertüchtigung der Sportanlagen des Stadions.

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Für den Bahnhof, den die Stadt 2020 mit Geld aus Mitteln der Städtebauförderung erworben hat, hat man in Zusammenarbeit mit der Tourist-Info ein Konzept erstellt. Der Baubeginn für die Sanierung und Modernisierung sei für 2025, die Fertigstellung für Sommer 2027 geplant. Die Kosten von 3,6 Millionen Euro würden mit 2,4 Millionen Euro gefördert.

Schlossterrassen haben keine Priorität

Bis auf die bereits begonnene Sanierung des Altbaus des Weber-Gymnasiums seien alle weiteren Schulbauprojekte gestoppt worden. Eine Taskforce beschäftige sich mit dem Problem der explodierenden Baukosten. Die AG Schul-Neubau habe zwei Varianten vorgelegt, die zwar immer „noch teuer, aber etwas günstiger als die Ursprungsplanung seien. Diese würden jetzt in den Gremien diskutiert. Wenn alles gut gehe, rechne die Verwaltung mit einer Realisierung bis Ende 2027, sagte Radestock auf Nachfrage.

Ebenfalls auf der Prioritätenliste weit hinten steht die Sanierung der Schlossterrassen, die mit aktuell 15 Millionen Euro veranschlagt ist. Katja Helmbrecht fragte, ob eine zwischenzeitliche Nutzung der leer stehenden Räume möglich sei. „Das Problem ist der Brandschutz“, antwortete Radestock. „Da muss man richtig Geld reinstecken, damit man etwas unternehmen kann.“ Dies sei für Übergangslösungen zu teuer.

LN



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