- Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal im Alter von 47 Jahren. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede.
Nawalny-Trauerfeiern: Mehr als 100 Menschen in Russland festgenommen
20.57 Uhr: Mehr als 100 Menschen sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern bei den Trauerveranstaltungen für den in Haft ums Leben gekommenen Kremlkritiker Alexej Nawalny festgenommen worden. Die Bürgerrechtsplattform OWD-Info schrieb am Freitagabend von 128 Festnahmen in 19 Städten. „In jedem Polizeirevier können mehr Festgenommene sein als in den veröffentlichten Listen“, heißt es zudem. In den meisten Fällen wurden die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die meisten Festnahmen gab es demnach in der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk. Dort seien mindestens 31 Personen in Gewahrsam genommen worden, berichtet OWD-Info. In der Ural-Metropole Jekaterinburg hat die Polizei weitere 19 Menschen festgenommen. In Moskau sollen es 17 Personen sein, davon müssten drei die Nacht auf dem Revier verbringen, heißt es.
Während Putins Schläger aufmarschieren, ruft die Menge: „Nein zum Krieg“
16.38 Uhr: Nach der Beisetzung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in Moskau hat eine Menge in der Nähe des Friedhofs „Nein zum Krieg!“ skandiert. Die Menschen bekundeten am Freitag auf diese Weise ihren Protest gegen die vor mehr als zwei Jahren von Russland gestartete Militäroffensive gegen die Ukraine. „Nieder mit der Macht der Mörder“ und „Wir werden nicht verzeihen“, riefen die Nawalny-Anhänger zudem.
Während der Beerdigung waren schwerbewaffnete Polizisten im Einsatz, AFP-Reporter berichteten sogar von Scharfschützen in dem Gebiet. Der Kreml warnte vor Beginn der Trauerfeier vor der Teilnahme an „nicht genehmigten“ Versammlungen. Wer an einer solchen Kundgebung teilnehme, werde „gemäß dem geltenden Recht zur Verantwortung gezogen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Tass.
„Wovor haben sie Angst? Warum so viele Autos?“, fragte die Nawalny-Anhängerin Anna Stepanowa vor der Kirche mit Blick auf die Einsatzfahrzeuge der Polizei. „Die Leute, die hierher gekommen sind, haben keine Angst. Alexej hatte auch keine.“
Bewegender Abschied: Julia Nawalnaja teilt Liebesbotschaft
15.07 Uhr: Die Witwe des in Moskau beerdigten Kremlgegners Alexej Nawalny hat zum Abschied von ihrem Mann per Videoclip eine Liebesbotschaft mit markanten Szenen aus ihrem gemeinsamen Leben veröffentlicht. Sie werde Alexej immer lieben, schrieb die 47-Jährige am Freitag bei Instagram. In dem Clip waren viele Szenen ihres gemeinsamen Lebens zum Song „Chotschesch“ (zu Deutsch: Willste) der russischen Sängerin Zemfira zu sehen.
In dem Post schrieb Nawalnaja: „Ljoscha, ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück. Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast.“ Ljoscha ist die Koseform des Namens Alexej, er hatte die letzten drei Jahre in Haft verbracht. Er starb am 16. Februar im Straflager und wurde am Freitag in Moskau beerdigt.
Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar waren nicht in Moskau zur Beerdigung – aus Sicherheitsgründen. Die Witwe hatte Kremlchef Wladimir Putin die Ermordung Nawalnys vorgeworfen. Sie muss mit einer Festnahme rechnen. Sie hat außerdem angekündigt, den politischen Kampf ihres Mannes gegen Putin fortzusetzen.
Nawalnaja schrieb weiter: „Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde mein Bestes geben, damit du dich da oben für mich freust und stolz auf mich bist. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe oder nicht, aber ich werde es versuchen.
Ich bin sicher, dass wir uns eines Tages treffen werden. Ich habe so viele unerzählte Geschichten für dich, und ich habe so viele Lieder für dich auf meinem Handy gespeichert, alberne und lustige und im Allgemeinen, ehrlich gesagt, schreckliche Lieder, aber sie handeln von uns, und ich wollte so gerne, dass du sie dir anhörst. Und ich wollte so gerne sehen, wie du sie dir anhörst und lachst und mich dann umarmst.
Ich werde dich immer lieben. Ruhe in Frieden.“
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede.
Zu Nawalnys Abschied spielt ein Orchester „My Way“
14.21 Uhr: Als die menschen Abschied von Alexej Nawalny nehmen, spielt ein Orchester Trauermusik. Gespielt wurde das Lied „My way“ vom US-amerikanischen Künstler Frank Sinatra. Die Leiche wurde mit einem Tuch abgedeckt, bevor der Sarg verschlossen und in die Erde gelassen wurde.
Mutter nimmt an offenem Sarg Abschied von Alexej Nawalny
13.22 Uhr: Bei einer Trauerfeier in Moskau haben Angehörige des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny am Freitag am offenen Sarg in der Kirche Abschied genommen. Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Zu sehen war auch Alexej Nawalnys Gesicht. Seine Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie am Sarg.
Die Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit eine Festnahme riskieren in Russland. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.
Sarg mit Kremlgegner in Kirche: Menschen rufen Nawalnys Namen
12.41 Uhr: Der Sarg mit dem im Straflager gestorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny ist am Freitag in der Kirche für die Trauerfeier angekommen. Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie Männer den braunen Sarg aus einem schwarzen Transporter zogen und dann im Gleichschritt in die Kirche trugen. Hunderttausende verfolgten die Übertragung. Die Menschen an der Kirche skandierten „Nawalny“, „Nawalny“, „Nawalny“. Einige riefen auch: „Du hattest keine Angst. Und wir haben keine Angst.“ Zur Trauerfeier kamen auch westliche Botschafter, darunter der Deutsche Alexander Graf Lambsdorff.
Tausende Menschen warteten mit Blumen in der Hand, um sich von dem Gegner des Kremlchefs Wladimir Putin zu verabschieden. Viele lobten Nawalnys Mut in seinem Kampf gegen Putin. Trotz eines Großaufgebots von Polizei und anderen uniformierten Sicherheitskräften, viele von ihnen maskiert, war der Andrang riesig.
Tausende Menschen versammeln sich zu Trauerfeier für Nawalny
12.20 Uhr: Die Schlange der Menschen, die Nawalny die letzte Ehre erweisen möchten, wird immer länger. Berichten zufolge ist sie mittlerweile mindestens 1,5 Kilometer lang, Tausende Menschen haben sich laut Reportern vor Ort versammelt.
Scharfschützen, Omon-Miliz, Zäune: Putin-Truppen patrouillieren vor Nawalny-Beerdigung
11.24 Uhr: Während die Schlange vor der Kirche, in der später Alexej Nawalny beerdigt wird, bereits bis rund um das Gebäude reich und sogar 500 Meter sein lang soll, sichert Russland die Beerdigung des Kreml-Kritikers extrem aufwändig. Metallgitter und Zäune wurden aufgestellt, die Omon-Miliz, ein Großverband der russischen Nationalgarde und Teil der innenpolitischen Machtinstrumente der Putin-Regierung, ist mit einem Großaufgebot anwesend.
Auf den Dächern bezogen zahlreiche Soldaten, mutmaßlich Scharfschützen, Stellung. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie Polizisten mit Helmen und Tränengaskanistern in der Gegend patrouillierten. Auch in den U-Bahnen in der Nähe haben sie Stellung bezogen. Es wird befürchtet, dass das Großaufgebot hart gegen Nawalnys Unterstützer vorgehen und Trauernde verhaften wird.
Familie bekommt Nawalnys Leiche mit Verspätung
10.50 Uhr: Die Angehörigen des im Straflager vor zwei Wochen gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny haben den Körper des 47-Jährigen am Morgen zunächst in der Leichenhalle in Moskau nicht für die Beerdigung bekommen. Sie seien um 10.00 Uhr Ortszeit (8.00 Uhr MEZ) dort gewesen, aber hätten den Leichnam bisher nicht erhalten, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Freitag mit. Die Gründe seien nicht klar. Zu diesem Zeitpunkt drohte eine Verzögerung bei der Trauerfeier und bei der Beerdigung.
Wenig später meldete die „Washington Post“, dass die Leiche von Nawalny freigegeben worden sei. Der Trauerzug habe sich in Bewegung gesetzt.
Drohkulisse vor Nawalnys Beerdigung in Moskau
Freitag, 01. März, 09.19 Uhr: Russlands Machtapparat hat vor der an diesem Freitag geplanten Beerdigung des Kremlgegners Alexej Nawalny an der Kirche und am Friedhof eine für die Trauernden beispiellose Drohkulisse aufgebaut. Metallgitter wurden weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon am frühen Morgen Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten. Auch das mobile Internet sei runtergeregelt worden. An der Kirche hing den Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren.
Nawalny, der als wichtigster Gegner von Kremlchef Wladimir Putin galt, versetzt den Machtapparat Beobachtern zufolge auch nach seinem Tod in höchste Anspannung. Die Trauerfeier in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone „Lindere meine Trauer“ im südöstlichen Bezirk Marjino ist für 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) geplant. Die Beerdigung ist zwei Stunden später auf dem Borissowskoje-Friedhof geplant.
„Kommen Sie, um Alexej Nawalny auf seinem letzten Weg zu begleiten, wenn Sie in Moskau sind. Es werden Ihnen alle danken, die aus verschiedenen Gründen nicht dort sein können“, sagte der Oppositionelle Leonid Wolkow, der selbst im Exil lebt und ein enger Vertrauter des Kremlgegners war. Nawalnys Team will die Beerdigung live im Internet begleiten. Anwesend sein will dabei auch der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.