München – Auf “X” geht derzeit ein Clip eines Schlagabtauschs zwischen dem Vizekanzler Robert Habeck und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder viral. Die beiden Politiker waren am Mittwoch Teil einer Podiumsdiskussion auf der internationalen Handwerksmesse, um dort über die Probleme und Zukunft des deutschen Handwerks zu debattieren. Im Verlauf des Gesprächs blieben sie jedoch an einem Thema hängen: Atomkraft. Söder musste dabei eine Fünf-Minuten-Lektion von Habeck über sich ergehen lassen.

“Waren Sie dabei?”: Markus Söder und Robert Habeck zanken sich auf der Bühne

“In Frankreich macht man’s, in Tschechien macht man’s, in Schweden macht man’s, irgendwie machen es alle […] nur wir glauben, dass wir die Besseren der Welt sind”, schimpft der CSU-Chef auf der Bühne. Kernenergie sei eine Möglichkeit, die hohen Strompreise in Deutschland zu senken. Daraufhin setzt Habeck zu einem fünfminütigen Konter an, in dem er Söders Argumente auseinandernimmt. Es sei Söder selbst gewesen, der 2011 nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima auf einen Atomausstieg gepocht habe.  “Ich glaube, Sie haben damals mit Rücktritt gedroht, wenn das nicht sofort passiert”, sagt Habeck. Söder kontert daraufhin genervt mit: “Waren Sie dabei? Im bayerischen Kabinett?”

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“Es muss halt jeder seine eigene Glaubwürdigkeit überprüfen”: Robert Habeck stichelt gegen Markus Söder

Der Vizekanzler geht weiter auf die Argumentation des CSU-Chefs ein. Er verweist darauf, dass Söders Schweden-Argument nicht gelte, da Schweden den Atommüll im eigenen Land lagern werde. Es sei “schwierig”, wenn der bayerische Ministerpräsident sich für Atomkraft ausspreche, “aber gleichzeitig Bayern das einzige Land ist, das sagt: Wir wissen schon vorher, bevor die Prüfung durch ist, nicht bei uns!” Mit einem Seitenhieb gegen Söder sagte Habeck: “Es muss halt jeder seine eigene Glaubwürdigkeit immer wieder überprüfen.”

Robert Habeck überrumpelt Söder schier mit Fakten , die auch Überprüfungen standhalten. Ob Söder noch kontern konnte, geht aus dem Video nicht hervor. Die Original-Übertragung von Phoenix wurde anscheinend nach der Habeck-Rede beendet. 

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“Robert Habeck nimmt Söder auseinander. Sehr empfehlenswert”: Robert Habeck erntet Zuspruch auf “X”

Auf Twitter wurde die Diskussion jedoch fortgeführt und der Grünen-Politiker erhielt in den Kommentaren viel Zuspruch. “X”-User “@NurderK” teilte den Clip auf seinem Account. Mittlerweile wurde das Video über 2,3 Millionen mal angezeigt. Habecks Partei-Kollege Omid-Nouripour schrieb in einem Repost des Videos auf Netzwerk: “Robert Habeck nimmt Söder auseinander. Sehr empfehlenswert”. Auch aus München kam Zuspruch: So repostete Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bayern, das Video mit dem Kommentar “Genau so”. 

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“Ich sag’s ungern”: Jan Fleischhauer lobt Robert Habeck

Sogar der Journalist Jan Fleischhauer, der gerne mal gegen die Grünen feuert, spricht ein Lob für Habeck aus: “Ich sag’s ungern: Aber das nennt man im Boxen einen Leberhaken. In der Sache bin ich ja bei Söder, aber wie Robert Habeck hier den Wirkungstreffer setzt, ist eine Klasse für sich.”

Der Publizist Wolfgang Blau teilte das Video mit dem Kommentar: “Habeck und der Mythos der ‘kostengünstigen’ Atomenergie. Sehenswert.” Jonas Carstens, Mitglied und Mitarbeiter bei den Grünen im Bundestag, nennt das Video ein Sinnbild für den aktuellen politischen Diskurs: “Es ist ein wahnsinniger Kraftakt, Populismus zu entlarven. Habeck muss 4-5 Minuten lang ausholen, um Söders hingerotzte 3 Sätze zu entkräften. Diese Szene ist Sinnbild dafür, was für ein gigantisches Problem einfach klingende Lösungen für demokratischen Diskurs sind.” 

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Markus Söder hat IHK Rundgang nach Schlagabtausch abgebrochen

Helene Bubrowski, stellvertretende Chefredakteurin von “Table Media”, gibt eine “lustige Zusatzinfo” zum Video: Söder soll “seinen Messerundgang auf der IHM vorzeitig abgebrochen” haben, so Bubrowski. Dazu teilt sie die Hashtags “Glassskin” (dt. Glashaut) “Sportlichkeit” und “Watschenbaum (wie Seehofer sagen würde)”. Damit bezieht sie sich auf eine Aussage aus dem Jahr 2018 des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Er hatte damals in der “Süddeutschen Zeitung” gesagt, er würde nicht mehr der “Watschenbaum” der CSU sein wollen. Er sei so lange im Amt geblieben, um Söder als Nachfolger zu verhindern.

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Markus Söder schweigt zu Schlagabtausch-Diskussion

Markus Söder selbst hat sich auf “X” bisher nicht direkt zur Diskussion geäußert. Auf seinem Account findet sich ein Repost von seinem eigenen Zitat auf der Podiumsdiskussion, sowie Fotos von der IHK. 

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